zum Hauptinhalt
Lufthansa parkt Flugzeuge am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER).

© imago images/A. Friedrichs / Andreas Friedrichs via www.imago-images.de

Update

Verdi ruft zum Warnstreik auf: Am Mittwoch kein Passagierverkehr am BER

Betroffen vom Warnstreik sind die Bodenverkehrsdienste, die Flughafengesellschaft und auch die Luftsicherheit. Die Gewerkschaft Verdi rechnet mit großer Beteiligung.

| Update:

Es wird still am Himmel über Berlin und Brandenburg: An diesem Mittwoch wird kein einziges Passagierflugzeug vom Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld abheben oder dort landen. Darüber hat die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) am Montagabend ihre Partner informiert, wie sie auf Twitter mitteilte. Grund dafür ist ein Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi etwa 6000 Beschäftigte der Bodenverkehrsdienstleister, der Flughafengesellschaft mit ihren rund 2000 Mitarbeitenden selbst und der mit den Sicherheitskontrollen beauftragten Firmen wie die Securitas aufgerufen hat.

Es dürfte damit der größte Streik am BER seit dessen Eröffnung im Oktober 2020 werden. Normalerweise starten und landen an einem solchen Mittwoch im Januar etwa 300 Maschinen, sodass etwa 35.000 Fluggäste betroffen sind.

Die Gewerkschaft Verdi rechnet mit einer hohen Beteiligung und bittet betroffene Passagiere um Verständnis. „Wir haben bewusst eine sehr lange Ankündigungsfrist gewählt, damit sich Flughafen und Airlines darauf einstellen, ihre Passagiere informieren können“, sagte Gewerkschaftssekretär Holger Rössler. „Es gibt genügend Vorlauf.“ Und: „Wir haben den Warnstreik bewusst nicht in die Ferienzeit gelegt, wir wollen nicht Familienurlauber mit Kindern treffen.“

In der nächsten Woche sind Winterferien in der Hauptstadtregion. Laut Verdi beginnt der Warnstreik am Mittwochmorgen mit der Frühschicht ab 3.30 Uhr und endet „am späten Abend.“ Für den Mittag ist eine Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz direkt vor dem Hauptterminal angesetzt, Verdi rechnet mit etwa 1500 Teilnehmern.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Easyjet, die größte Airline am BER, bietet betroffenen Passagieren „die Möglichkeit, ihren Flug umzubuchen oder eine Rückerstattung zu erhalten“, so ein Sprecher. „Bei Bedarf stellen wir Hotelunterkünfte und Mahlzeiten zur Verfügung.“ Man rate, den Flugstatus auf der Flight-Tracker-Seite der Airlines zu prüfen, um aktuelle Informationen zu erhalten.

Scharfe Kritik kam dagegen vom Flughafenverband (ADV), der einen ganztägigen BER-Warnstreik für unangemessen hält. „Eine ganze Region soll für einen kompletten Tag vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden“, sagte Ralph Beisel, ADV-Hauptgeschäftsführer. „Zehntausende Passagiere sind die Leidtragenden. Statt die unterschiedlichen Tarifvorstellungen an einem gemeinsamen Verhandlungstisch auszutragen, wird Deutschlands Hauptstadtflughafen als öffentlichkeitswirksame Bühne missbraucht.“

Verdi fordert 500 Euro monatlich mehr – für jeden

Den Warnstreik begründet Verdi mit dem Stillstand der Tarifverhandlungen in allen drei Bereichen. Die nächsten Verhandlungsrunden sind Anfang Februar angesetzt. Für die Bodenverkehrsdienste – also der Firmen Swissport, Airline Assistance Switzerland und WISAG – sowie die Flughafengesellschaft einschließlich der BER-Feuerwehr lautet die Hauptforderung, die Gehälter jedes Beschäftigten um monatlich 500 Euro zu erhöhen (bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten), was besonders Geringverdienern zugute kommen soll. „Jeder kennt die exorbitant gestiegenen Preise, ob für Lebensmittel oder an den Tankstellen. Viele Kollegen am BER kommen mit dem Auto zur Arbeit“, sagte Rössler. Beim Luftsicherheitspersonal geht es um höhere Zuschläge etwa für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagsarbeit.

Arbeitgeber bieten 5-Prozent-Plus bis Ende 2024

Die Arbeitgeberseite fordert laut Verdi bei den Bodenverkehrsdienstleistern vor allem längere Vertragslaufzeiten. Und bei der Flughafengesellschaft ist demnach eine Erhöhung der Tabellenvergütung zum 1. Juni 2023 um drei Prozent und zum 1. Mai 2024 um weitere zwei Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten worden. Außerdem soll es eine einmalige Inflationsausgleichsprämie von 2000 Euro (für Azubis 1000 Euro) geben.

Angesichts der Inflation hält die Verdi-Tarifkommission dieses Angebot in Struktur, Höhe und Laufzeit für inakzeptabel, unzureichend und enttäuschend. Der Tarifkonflikt spitzt sich nun mitten im Berliner Wahlkampf zu. Sein Ausgang wird auch Auswirkungen auf Finanzen der Flughafengesellschaft haben, die nur mit einer 1,7-Milliarden-Euro-Spritze Berlins, Brandenburgs und des Bundes bis 2025 über die Runden kommt. Brandenburgs Wirtschafts- und Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) kommentierte den Streik gegenüber dem Tagesspiegel so: „Ein Streik ist immer eine Herausforderung für alle Beteiligten, insofern appelliere ich an die Tarifpartner, schnell zu einer Einigung zu kommen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false