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Tempelhof

© Heinrich

Flugfeld Tempelhof: Der Zaun soll bald fallen

Bereits Anfang 2009 will der Berliner Senat Teile des Geländes öffnen und den Zaun an manchen Stellen entfernen. Das Vorhaben löst bei den Einen Vorfreude aus. Die Anderen warnen vor chaotischen Verhältnissen.

Der Zaun rund um das Flughafengelände in Tempelhof soll schon vom nächsten Frühjahr an teilweise geöffnet werden. Die Stadtentwicklungsverwaltung will zumindest Teilbereiche des mehr als drei Quadratkilometer großen Areals der Öffentlichkeit zugänglich machen – und damit ihr Versprechen einlösen, das Gelände der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Einzelheiten sollen nach Auskunft von Verwaltungssprecherin Manuela Damianakis bis zum Herbst geklärt werden. „Wir müssen sehr genau überlegen, an welchen Stellen wir aufmachen“, sagt sie. Man werde die Zäune innerhalb des Geländes je nach Bedarf und Entwicklungsstand immer wieder verschieben. So könnten Teilbereiche wegen der bislang ungeklärten Schadstoffbelastung des Bodens vorerst nicht freigegeben werden.

An eine strikte Überwachung des Publikumsverkehrs ist offenbar nicht gedacht. Stattdessen will die Verwaltung auf soziale Kontrolle durch die Anrainer setzen. Das weckt in den angrenzenden Vierteln Befürchtungen, dass das kaum überschaubare Gelände verwahrlosen könnte. Mit solchen Bedenken argumentierten auch die Tempelhof-Befürworter im Vorfeld des Volksentscheids. So hatte FDP-Fraktionschef Martin Lindner in der Schließungsdebatte im Abgeordnetenhaus vor einer „Hasenheide XXL“ gewarnt.

Auch praktisch dürfte die Verschiebung des insgesamt rund zehn Kilometer langen Flughafenzauns nicht einfach zu organisieren sein: Wollte man beispielsweise nur eine Landebahn für Skater und Radler freigeben, müssten rechts und links jeweils mehr als zwei Kilometer Zaun neu gezogen werden. Entsprechend gemischt sind die Reaktionen in den angrenzenden Bezirken Neukölln und Tempelhof-Schöneberg:

Einerseits begrüßen Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky und Baustadtrat Thomas Blesing (beide SPD) übereinstimmend „jede Initiative zur baldigen Öffnung des Tempelhofer Feldes“. Der beliebteste Park ihres Bezirks, die Hasenheide, sei an Wochenenden „völlig übervölkert“, eine Ausweichmöglichkeit auf dem Flugfeld käme wie gerufen. Die Bezirksverordnetenversammlung habe eine entsprechende Forderung verabschiedet. Bevor man die Menschen aufs Gelände lasse, müsse allerdings ein „klar strukturiertes Nutzungskonzept entwickelt werden“, meint Buschkowsky. „Es muss eindeutig geregelt sein, wer einzelne Bereiche verantwortlich in Ordnung hält.“ Andernfalls schaffe man ein Niemandsland „mit in kürzester Zeit chaotischen Verhältnissen und Müllbergen“.

Für Kontrollen in Sachen Ordnung und Sauberkeit fühlt sich der Bezirk Neukölln nicht zuständig, weil das Areal künftig dem Land gehört. Blesing: „Bevor wir aktiv werden, müsste uns der Senat partielle Bereiche übertragen.“ Aus Sicht von Heinz Buschkowsky wäre es aber optimal, einzelne Areale zeitlich begrenzt an Privatpächter zu vergeben. Dann könnten sich die Skater auf der früheren Rollbahn und nebenan die Beach-Volleyballer oder Golfer ihre eigenen Paradiese schaffen und diese selbst in Ordnung halten.

Das unterstützt auch die Sozial- und Gesundheitsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Sybill Klotz (Grüne). Man dürfe nicht warten, „bis der Masterplan fertig ist“, sagt sie. „Die Berliner sollen sich das Gelände schon jetzt aneignen, es ist ein Riesenbedarf da.“ Wie es mit dem Flughafengelände weitergehen soll, wollen Verwaltung, Stadtplaner und Architekten in einem internationalen Symposium am 28. Mai diskutieren.

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