zum Hauptinhalt
Frauen in Führung. Beate Matern, Marianne Gaethgens, Ute Freifrau von Rechenberg, Annett Hoffmann-Theinert und Barbara Doerk vom Zonta-Club Berlin (von links nach rechts).

© Mike Wolff

Frauenclub Zonta in Berlin: „Männerfeinde sind wir nicht“

Jeder kennt den Lions Club und die Rotarier – aber was, bitte, macht Zonta? Der Charity-Verein kämpft für die Gleichberechtigung, fördert Talente und unterstützt Frauen in Not.

Serviceclubs widmen sich wohltätigen Zwecken, die bekanntesten sind Rotary und Lions. Die Charity-Damen von Zonta International müssen Gästen hingegen noch immer oft erklären, wer sie sind – obwohl es 95 Jahre nach der Gründung in den USA weltweit mehr als 35 000 von ihnen gibt, darunter Königin Silvia von Schweden und Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU). Zu Lebzeiten gehörten auch Kanzlergattin Hannelore Kohl, die britische Premierministerin Margaret Thatcher und die philippinische Präsidentin Corazon Aquino dazu.

Das Wort Zonta stammt aus der Sprache der Sioux-Indianer, es steht für „ehrenhaft handeln, vertrauenswürdig und integer sein“. In Deutschland gibt es etwa 4000 „Zontians“,  davon rund 90 in drei Berliner Clubs – Tendenz steigend.

„Wir fördern Frauen, sind aber keine Feministinnen“, sagt die Präsidentin des Zonta-Clubs Berlin, die Anwältin und Notarin Ute Freifrau von Rechenberg. Genau deshalb entschied sich die Vorstandsbeisitzerin Barbara Doerk für Zonta, sie wollte „keinem männerfeindlichen Club beitreten“. Ebenso wenig hatte die Immobilienmaklerin vor, durch Seilschaften „die Karriereleiter hochzufallen“.

Der 1966 gegründete Zonta-Club Berlin mit 28 Mitgliedern ist der älteste in der Stadt. Als die Mauer fiel, kam der Zonta-Club Berlin 1989 hinzu, 2004 folgte der Zonta-Club Berlin-Mitte.

Singen für Spenden. Beim Benefizkonzert 2013 trat der Frauenchor „haarscharf“ in der St.-Matthäus-Kirche auf. Dort findet am 10. April auch das nächste Zonta-Konzert statt.
Singen für Spenden. Beim Benefizkonzert 2013 trat der Frauenchor „haarscharf“ in der St.-Matthäus-Kirche auf. Dort findet am 10. April auch das nächste Zonta-Konzert statt.

© promo/Thomas Fröhlich

Im Stadtleben sind die engagierten Frauen vor allem präsent, wenn sie bei Veranstaltungen Spenden sammeln. So steht am 10. April das siebente Benefizkonzert des Zonta-Clubs Berlin in der St.-Matthäus-Kirche am Tiergartener Kulturforum an. Dabei treten die Percussionistin Sabrina Maund und die Pianistin Olga Zheltikova auf, es moderiert und liest der Journalist Matthias Käther. Die Einnahmen gehen an den Verein „Zufluchtswohnungen für Frauen in Berlin (ZUFF)“, den man schon seit 2004 unterstützt, sowie an internationale Zonta-Projekte. Als Schirmherrin fungiert die ehemalige Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John, die auch Landesvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist.

Nur berufstätige Frauen können dem Netzwerk beitreten

Die früher veranstalteten Wohltätigkeitsbasare wurden aufgegeben, als immer mehr Mitglieder fanden, dass Trödelmärkte nicht das richtige Image vermitteln. Denn Zontians sind keine Laien oder Hausfrauen: Aufgenommen werden nur Berufstätige, die in leitender Position tätig oder erfolgreich selbstständig sind. Außerdem ist die Empfehlung eines Mitglieds nötig. Inzwischen wurde dieses Vorschlagsprinzip allerdings abgemildert, Frauen können sich auch selbst bewerben. Es genügt, wenn sie in Gesprächen überzeugen. Wer das Rentenalter erreicht, fliegt nicht raus: Schließlich seien „unsere Seniorinnen die Aktivsten“, heißt es, sie hätten ja mehr Zeit.

Unterstützung der Berliner Clubs erhielten unter anderem auch die Obdachlosenärztin Jenny De la Torre, die Behindertenheimstatt Rohrlack in Brandenburg, Frauenhäuser oder Beratungsstellen für Frauen, die Gewalt ausgesetzt sind. Der Dachverband Zonta International hilft Frauen in Krisen- und Katastrophengebieten, kämpft gegen Genitalverstümmelung und thematisiert Gewalt gegen Frauen in der Kampagne „Zonta says NO“.

Doch es geht nicht nur um Nothilfe. Zonta will die gesellschaftliche und berufliche Stellung der Frauen verbessern. Berliner Mitglieder engagieren sich als Mentorinnen im Hochschulkarrierezentrum „Femtec“ an der TU, das jungen Frauen das Studium der Natur- oder Ingenieurwissenschaften erleichtert, sowie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), wo sie Migrantinnen fördern. Auf nationaler Ebene vergibt man Preise an Nachwuchsmusikerinnen, Zonta International zeichnet Forscherinnen im Luft- und Raumfahrtbereich und Wirtschaftswissenschaftlerinnen aus.

Auch Lions und Rotary nehmen längst Frauen auf – und gelten als glamouröser

An den monatlichen Clubtreffen nehmen oft Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen teil, wobei das Geschlecht keine Rolle spielt.

Dilek Kolat (2.v.r.) mit den Clubpräsidentinnen Régine Deguelle (ZC Berlin 1989, l.) , Ute Freifrau von Rechenberg (ZC Berlin, 2.v.l.) und Anne Schmedding (ZC Berlin Mitte).
Dilek Kolat (2.v.r.) mit den Clubpräsidentinnen Régine Deguelle (ZC Berlin 1989, l.) , Ute Freifrau von Rechenberg (ZC Berlin, 2.v.l.) und Anne Schmedding (ZC Berlin Mitte).

© Cay Dobberke

Zuletzt kam Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) anlässlich des Internationalen Frauentags im März zu einem Gesprächsabend aller Berliner Clubs und zeigte sich begeistert: „Sie haben einen Fan gewonnen!“

Obwohl die Mitgliederzahlen vieler Clubs steigen, gebe es Nachwuchsprobleme, sagen Ute Freifrau von Rechenberg und Annett Hoffmann-Theinert, die im Juni die Präsidentschaft im Zonta Club Berlin übernimmt. Man stehe im Wettbewerb mit anderen Serviceclubs. Lions und Rotary etwa sind nicht mehr nur Herrenzirkel. „Viele Rotary–Frauen wären auch geeignet für uns“, findet Barbara Doerk. Dort werde offensiver um Mitglieder geworben, zudem hätten Lions und Rotary einen glamouröseren Ruf. Bisher gehört kein Mann zu Berlins Zontians, obwohl die Satzung dies zuließe. Nur in Italien soll es bereits einen männlichen Clubpräsidenten geben.

- Benefizkonzert am Donnerstag, 10. April, 19 Uhr, St.-Matthäus-Kirche in Tiergarten. Eintritt/Spende ab 20 Euro. Gäste sollen sich möglichst anmelden und vorab spenden (es gibt aber auch eine Abendkasse).
E-Mail: zonta@bellavista-augenoptik.de, Betr.: Konzert-Anmeldung, Fax: 030 3276 4950. Konto: Freundeskreis Zonta Club Berlin e.V., Postbank Berlin, IBAN: DE78 1001 0010 0632 0201 08, BIC: PBNKDEFF.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false