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Gesellinnen mit einem zusätzlichen Fortbildungsabschluss verbleiben häufiger im Handwerk.

© imago/photothek

Gemeinsames Aktionsprogramm: Das Handwerk in Berlin soll Frauen fördern und nachhaltiger werden

Der Senat hat heute das "Aktionsprogramm Handwerk" mit 28 Zielen beschlossen. So soll die Branche digitaler, sozialer und nachhaltiger werden.

Das Handwerk mit seinen rund 31.000 Betrieben in Berlin ist einer der zentralen Wirtschaftsfaktoren der Hauptstadt und trägt zur Stärkung der Wirtschaft in der Stadt bei. Zwar haben die Auswirkungen der Pandemie die Handwerksbetriebe nicht so hart getroffen wie andere Branchen, dennoch ist die Coronakrise nicht spurlos an einzelnen Sparten vorübergegangen.

Um das Handwerk weiter zu stärken, hat der Senat heute das "Aktionsprogramm Handwerk 2021-2023 in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Berlin (HWK) und aktiver Beteiligung der Berliner Handwerksinnungen beschlossen", teilte die Senatswirtschaftsverwaltung mit. In dem Programm sind 28 konkrete Handlungsziele definiert, anhand derer dieser Wirtschaftszweig in den kommenden eineinhalb Jahren gestärkt werden soll.

Die Programme in dem Aktionsplan, der dem Tagesspiegel vorliegt, sollen unter anderem "Orientierung geben bei der Digitalisierung, Betrieben dabei helfen, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Betriebsalltag zu fördern", und vor allem auch Fachkräfte binden und Nachwuchskräfte gewinnen - denn wie viele Branchen in Berlin leidet das Handwerk unter dem Mangel an Fachkräften und passenden Auszubildenden.

Das Thema "Chancengleichheit" nimmt im Aktionsplan ebenso einen hohen Stellenwert ein wie Nachhaltigkeit, wozu auch gehört, dass die E-Mobilität gefördert werden und der Öffentliche Nahverkehr attraktiver für Handwerksbetriebe werden sollen. Was aber versteht der Aktionsplan beispielsweise unter Chancengleichheit?

Frauen im Handwerk sollen gestärkt und die E-Mobilität gefördert werden

Neben "Beratungsprozessen", bei denen Firmen unterstützt werden sollen "eine offene Unternehmenskultur zu pflegen", wie es in dem Plan heißt, sollen auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert und Frauen im Handwerk besser vernetzt und gestärkt werden. Konkret heißt das: Handwerkerinnen und Handwerker, die Kinder haben, stehen vor einem großen Betreuungsproblem, da sie oftmals sehr früh ihre Schicht beginnen müssen - etwa wenn sie in einer Bäckerei oder bei einer Gebäudereinigung arbeiten.

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Hier soll zunächst mit Modellprojekten ein "mobiler Kinderbetreuungsservice" gefördert werden, speziell für Eltern mit besonderen Arbeitszeiten. So könnten die Eltern in den frühen Morgenstunden beispielsweise über eine "ergänzende Kindertagespflege" entlastet werden.

Gesellinnen mit zusätzlicher Qualifikation bleiben häufiger im Handwerk

Um die Frauen im noch männerdominierten Handwerk zu unterstützen, sind Netzwerkveranstaltungen zwischen Unternehmerinnen im Handwerk geplant. Das soll der beruflichen Weiterbildung, aber auch dem Informationsaustausch unter Frauen in den Gewerken dienen. Vor allem junge Frauen sollen mit diesen Programmen gestärkt werden, denn laut dem Aktionsplan verließen mehr als 70 Prozent der im Handwerk ausgebildeten Frauen die Branchen wieder.

Gesellinnen, die aber einen zusätzlichen Fortbildungsabschluss - wie etwa Meisterin, Technikerin oder Fachwirtin - verblieben demnach häufiger im Handwerk als ihre Kolleginnen, die keine zusätzlichen Qualifikationen haben.

Mit Blick auf die Nachhaltigkeit sei laut Aktionsplan der zügige Ausbau der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum das Ziel.

Der öffentliche Nahverkehr soll für Handwerkerinnen und Handwerker attraktiver werden

Auch die Förderung der privaten Ladeinfrastruktur mit Hilfe von Welmo - dem Berliner Programm zur Förderung der gewerblichen Elektromobilität - gehöre dazu. Die öffentliche Ladeinfrastruktur müsse so ausgebaut werden, "dass sie mit dem zu erwartenden Zuwachs an Elektrofahrzeugen in Berlin Schritt halten kann", heißt es. Auch der öffentliche Nahverkehr soll für Handwerkerinnen und Handwerker attraktiver werden. Bereits seit 2019 ist das Job-Ticket ab fünf Beschäftigten gültig.

Allerding sei die Mindestzahl von fünf Tickets pro Betrieb noch zu hoch, heißt es in dem Aktionspapier. Hier werde ein "Poolingsystem" geprüft, mit Beteiligung der Innungen, bei dem sich beispielsweise Betriebe zusammenschließen können.

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Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte zu dem Aktionsprogramm Handwerk: "Es werden Rahmenbedingungen geschaffen, um vor allem kleine und mittlere Unternehmen in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Die Handwerksberufe von heute sind vielfältig, innovativ und zukunftssicher. Dies muss durch gezieltes Marketing noch mehr in den Fokus gerückt werden."

Umso mehr freue es sie, dass der Senat gemeinsam mit der Handwerkskammer Berlin das Aktionsprogramm auf den Weg bringe. Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth ergänzte, dass das Aktionsprogramm den Betrieben eine Orientierung gebe. "Davon profitiert der Wirtschaftsstandort Berlin als Ganzes. Und das ist in der aktuellen, herausfordernden Situation wichtiger denn je."

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