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Aus Trauer wurde Engagement. Christa Maar gründete die Felix-Burda-Stiftung.

© promo

Gesundheitsstiftung: Glamour in der Tabuzone

Zum zehnten Mal verleiht Christa Maar die Felix-Burda-Awards für Engagement gegen Darmkrebs.

Es gibt Menschen, die können den schrecklichsten Schicksalsschlag ihres Lebens in eine Erfolgsgeschichte verwandeln. Zu diesen Menschen gehört Christa Maar. Ihr einziger Sohn Felix war 33 Jahre alt, als er 2001 an Darmkrebs starb. Sein letzter Wunsch wurde zu ihrer Herkulesaufgabe. Sie sollte mithilfe einer Stiftung das Thema Darmkrebs aus der Tabuzone holen, so dass mehr Menschen zur Vorsorge gehen würden. Am Sonntagabend findet zum zehnten Mal im Hotel Adlon der Gala-Abend zur Verleihung der Felix-Burda-Awards statt. Ausgezeichnet werden Menschen, die sich für die Darmkrebsvorsorge einsetzen.

Als Christa Maar in den 60er Jahren beim Studium in München den Verleger Hubert Burda heiratete, hätte sie sich eine solche Aufgabe vermutlich niemals vorstellen können. Die promovierte Kunsthistorikerin schrieb Drehbücher fürs Fernsehen, arbeitete auch als Regisseurin, war Mitgründerin der Burda-Akademie, widmete sich also eher den schönen Dingen des Lebens. Die Ehe scheiterte, aber man trennte sich im Guten.

Der gemeinsame Sohn Felix Burda war 31 Jahre alt, Vater von zwei kleinen Kindern, als er plötzlich Bauchschmerzen bekam. Damals lebte er in Kalifornien. Nach drei Wochen ging er zum Arzt. Der stellte Metastasen auf der Leber fest, kurz darauf wurde die eigentliche Ursache gefunden. Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium ist unheilbar. Wenn er früh erkannt wird, stehen die Chancen gut, dass der Patient wieder ganz gesund wird. Alle Recherchen, Besuche bei den besten Ärzten und in hoch spezialisierten Kliniken konnten Felix Burda nicht retten. Dass in der Familie Darmkrebs vorgekommen war, darüber sprach man damals nicht. Es wusste auch niemand, dass es bei einer solchen Vorbelastung sinnvoll gewesen wäre, wenn er bereits mit 25 Jahren eine Darmspiegelung gemacht hätte. Als der Sohn schon im Sterben lag, gründete Christa Maar die Stiftung, um seinen Wunsch zu erfüllen, um die Trauer über den sinnlosen Tod mit sinnvoller Arbeit zu überwinden.

Kurz darauf gab es die erste Anzeigenkampagne. Im folgenden Jahr bekannten sich Prominente zur Vorsorgeuntersuchung. Den Anfang machte Nina Ruge, die bei der Bambi-Verleihung 2001 ihre Hilfe zugesagt hatte. Später kamen unter anderem Harald Schmidt, Michael Schumacher, Günter Netzer, Sandra Maischberger und Maria Furtwängler dazu.

Das Thema in den Medien salonfähig zu machen, war nicht einfach, weil viele noch gar nicht verstanden, worum es eigentlich ging. Aber Christa Maar ließ sich nie beirren und dachte nicht daran, aufzugeben.

2002 wurde aufgrund ihrer massiven Aufklärungskampagne die Vorsorgedarmspiegelung als gesetzliche Leistung eingeführt. Im Jahr 2003 folgte mit den ersten Felix-Burda-Awards der Versuch, mit Glamour das Thema anzufeuern und mehr Menschen zum Engagement anzustiften.

Fünf Jahre später wurde von einem Hüpfburghersteller das größte Darmmodell Europas gebaut, „Faszination Darm“ ist begehbar, zeigt verschiedene Stufen der Erkrankung und wird zur Aufklärung an wechselnden Orten aufgestellt. Seit dem vorigen Jahr gibt es für Smartphone-Nutzer eine „AppzumArzt“. In diesem Jahr unterstützen Vitali und Natalia Klitschko, Erol und Caroline Sander und Sky und Mirja du Mont die Aufklärungskampagne unter dem Titel „Wer seinen Partner liebt, schickt ihn zum Arzt“.

Derzeit konzentriert sich die international operierende Stiftung auf die Einführung eines Einladungsverfahrens für die Darmkrebsvorsorge, wie es das für die Mammografie schon gibt, und den Ausbau der betrieblichen Prävention.

Noch immer erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 65 390 Menschen jährlich neu an Darmkrebs, das sind 179 am Tag. Jedes Jahr sterben 26 662 Patienten, täglich 73. Aber die Erfolge sind auch erkennbar. Nach Angaben der Stiftung blieb 98 734 Menschen im Alter zwischen 55 und 84 Jahren zwischen 55 und 84 Jahren durch die Koloskopie, wie die Untersuchung im Fachjargon genannt wird, eine Erkrankung erspart. Bei 47 168 Menschen wurde ein vorhandener Krebs so früh entdeckt, dass er in den meisten Fällen geheilt werden konnte.

Männer scheuen die gesetzliche Vorsorge-Untersuchung eher als Frauen. Seit der Einführung haben 2,5 Millionen Frauen daran teilgenommen, aber nur 2,1 Millionen Männer. Allerdings gibt es bei den 55–59-Jährigen leichte Steigerungsraten. Zu den für einen Preis nominierten Projekten gehört deshalb in diesem Jahr „1000 mutige Männer“, das Männer gezielt motivieren soll.

Für ihre Arbeit erhielt Christa Maar in den letzten zehn Jahren schon viele Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz.

Informationen online:
www.felix-burda-stiftung.de

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