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© dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Gewerkschaft kritisiert „nostalgische Alarmtechnik“: Einbrecher stehlen Werkzeug und Autoschlüssel aus Berliner Feuerwache

Unbekannte brechen in eine besetzte Feuerwache in Schöneberg ein. Die Polizei prüft auch einen Bezug zur Clan-Kriminalität. Immer wieder gibt es Einbrüche in Wachen.

| Update:

In der Nacht zu Donnerstag ist in der Feuerwache Schöneberg in der Feurigstraße eingebrochen worden. Wie die Feuerwehr über Twitter mitteilte, seien mehrere Fahrzeuge und Räume durchwühlt und Materialien entwendet worden.

Gestohlen worden sei ein Koffer mit Werkzeug, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch ein Schlüssel zu einem Rettungswagen fehle. Wie die dpa berichtete, seien spezielle Werkzeuge zum Aufbrechen von Türen gestohlen worden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von Spreiz-Werkzeugen, ähnlich denen, die in den vergangenen Jahren immer wieder gestohlen und von Kriminellen aus dem Clan-Milieu bei Einbrüchen und Überfällen benutzt wurden.

Aufgrund vergangener Vorfälle dieser Art drängt sich die Vermutung auf, der Einbruch könne im Zusammenhang mit Clan-Kriminalität stehen. „Bislang haben wir keine Hinweise darauf, dass die noch unbekannten Täter diesem Bereich zuzuordnen sind“, sagte der Sprecher. Aber man ermittele natürlich auch in diese Richtung.

Betroffen von dem aktuellen Einbruch seien sowohl Bereiche der Berufs- als auch der Freiwilligen Feuerwehr, twitterte die Feuerwehr. Vorerst stünden zwei Löschfahrzeuge, ein Rettungswagen sowie ein Drehleiter-Fahrzeug nicht zur Verfügung. „Wir blicken mit Entsetzen auf diesen Vorfall!“

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Wie ein Feuerwehrsprecher dem Tagesspiegel sagte, hätten Einsatzkräfte den Einbruch gegen 2.30 Uhr bemerkt. „Um 0.30 Uhr kamen die Kollegen von einem Einsatz zurück und um 2.30 Uhr brachen sie zum nächsten auf. Da bemerkten sie in der Fahrzeughalle offene Fächer und Türen an den Einsatzfahrzeugen – in dieser Zeit muss der Einbruch passiert sein.“ Ob die Feuerwache in dieser Zeit unbesetzt gewesen sei? Nein, die Kollegen hätten sich während ihrer Ruhezeit aber im oberen Teil des Gebäudes befunden – so konnten die Täter unbemerkt in die Fahrzeughalle gelangen.

Einen lauten Alarm gebe es nicht auf der Feuerwache, sagte der Sprecher auf Nachfrage. „Wir haben in manchen Bereichen eine Einbruchmeldeanlage, etwa im Gerätelager in Buchholz“ – normale Feuerwachen seien aber so meist nicht ausgestattet.

Unsere Alarmtechnik ist nostalgisch und entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen und Möglichkeiten, so dass es vielerorts ausreicht, einen Schraubenzieher dabei zu haben.

 Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Mertens

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisiert die veraltete Alarmtechnik. „Unsere Alarmtechnik ist nostalgisch und entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen und Möglichkeiten, sodass es vielerorts ausreicht, einen Schraubenzieher dabei zu haben“, teilte Landesvorstand Oliver Mertens mit. Er forderte eine flächendeckende Ausstattung aller Wachen der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen mit moderner Alarm-, Video- und Sicherheitstechnik. „Die Berliner Feuerwehr darf nicht das Materiallager für die Organisierte Kriminalität sein.“

Die Fahrzeuge, so der Feuerwehrsprecher, sollen im Laufe des Vormittags wieder einsatzbereit sein. In der Zwischenzeit arbeiteten benachbarte Feuerwachen die Einsätze mit ab. „Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Beeinträchtigung der Sicherheit der Bevölkerung.“

Immer wieder Einbrüche in Wachen der Feuerwehr

Immer wieder gibt es Einbrüche in Wachen oder Fahrzeuge der Feuerwehr. Zuletzt versuchten Einbrecher im Oktober, Spezialwerkzeug aus der Feuerwache Marienfelde zu stehlen. Fast 40 Mal kam es in den vergangenen zehn Jahren zu Diebstählen oder Versuchen.

Dabei sind zwei Hydraulik-Spreizer und neun hydraulische Rettungssätze gestohlen worden, jeweils bestehend aus Spreiz- und Schneidgeräten, zwei Kombigeräte, weitere drei einzelne Spreizgeräte sowie diverse Trennschleifer und Kettensägen. In lediglich sechs Fällen konnte die Polizei Verdächtige ermitteln, in zwei Fällen gab es einen Bezug zur Clan-Kriminalität.

Bekannt ist, dass beim Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden und beim Diebstahl des Sachsen-Geschmeides im November 2019 von den Tätern Hydraulik-Spreizer genutzt wurden. Derzeit müssen sich Mitglieder des Remmo-Clans in Dresden für die Tat verantworten. Auch bei einem Überfall auf einen Geldtransporter am Alexanderplatz im September 2018 hatten die Täter einen Hydraulik-Spreizer eingesetzt, um die gepanzerte Hecktür des Transporters aufzubrechen. (mit axf)

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