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Stefan Taschner initiierte den Strom-Volkentscheid.

© Doris Spiekermann-Klaas

Grünen-Kandidat fürs Abgeordnetenhaus: Strom-Aktivist Taschner kehrt zurück in die Politik

Es ist schon eine ganze Weile her, dass Stefan Taschner den politischen Betrieb in Berlin aufgemischt hat und sich alle Augen auf ihn richteten. Nun ist er wieder da. Ein Porträt.

Bei seinem letzten großen Auftritt, es war ein kalter Sonntag Anfang November 2013, stand Taschner neben der kleinen Bühne bei der Wahlparty in der Saarbrücker Straße. Taschner, 46, Pferdeschwanz, Kapuzenpulli, war damals das Gesicht und die Stimme der Bürgerinitiative „Berliner Energietisch“, die ein eigenes Stadtwerk gründen wollte. Auf der Leinwand vor sich sah er die Wahlergebnisse aufblinken, sah den Volksentscheid scheitern, sich scheitern. Regungslos.

Jetzt, sagte er damals, brauche er erst einmal ein Bier – und eine Pause. So eine Kampagne mache man nicht am laufenden Band. Zweieinhalb Jahre ist das her. Genug Zeit zum Grübeln, zum Pläneschmieden. Jetzt will er mit den Grünen zurück auf die politische Bühne. Mit seinen Worten: „Es gibt einfach verdammt viel zu tun in Berlin.“

Es ist ja nicht so, dass er nichts getan hätte die vergangenen Jahre. Taschner ist immer gemütlich, aber unermüdlich. Haupt- und ehrenamtlicher Aktivist, ein Campagnero seit vielen Jahren schon für den Klimaschutz-Verein, Mitglied in der Enquete-Komission „Neue Energie für Berlin“ ist er auch. Politisch ist er also geblieben, es bekam nur niemand mit.

Die Chancen, dass er es im September ins Abgeordnetenhaus schafft, sind sehr gut, die Grünen haben ihn auf einen vorderen Listenplatz gesetzt. Im Parlament will Taschner für den Kohleausstieg Berlins kämpfen, das Stadtwerk weiter ausbauen, klimafreundlicher machen und für eine Rekommunalisierung des Stromnetzes eintreten. Dass er vom Campaigner zum Parlamentarier werden möchte, hat einiges zu tun mit jenem kalten Novembertag 2013.

Damals war er knapp am Quorum des Entscheids gescheitert. 24,1 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für seinen Gesetzentwurf. Nur 20 000 Stimmen zu wenig. SPD und CDU hatten den Volksentscheid bekämpft, wo sie konnten – und letztlich gewonnen. Trotz aller Anstrengungen der Bürgerinitiative. „Ich hoffe, dass es im Parlament dann leichter ist zu gestalten“, sagt Taschner.

Seit ein paar Jahren fragen Leute, die etwas erreichen wollen, immer Taschner, wie es geht. Die vom Volksentscheid Tempelhof ebenso wie jetzt die vom Volksentscheid Fahrrad. Dass er damals gescheitert war, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Kampagne Stadtgespräch war.

Dafür musste ausgerechnet erst ein Bayer nach Berlin kommen. In München ist Taschner aufgewachsen, hat an der Ludwig-Maximilians-Universität Geografie studiert und später seinen Doktor gemacht. In Friedrichshain fühlt er sich mittlerweile heimisch. Wenn er heute mal eine Pause braucht von der Öffentlichkeit, findet er Ruhe im Hinterzimmer einer erstaunlichen kleinen Kneipe in der Boxhagener Straße – und ein bayerisches Bier sowieso.

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