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Teure Energie: Gutachter: Gasag überzieht beim Preis

Eine Studie zur Gaspreisentwicklung in Deutschland wirft führenden Regionalversorgern systematischen Preismissbrauch vor und kommt zu dem Schluss, dass die Verbraucher aufgrund des mangelnden Wettbewerbs in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro zu viel zahlen.

Die Gasag etwa enthalte einem durchschnittlichen Haushaltskunden rund 160 Euro vor, die sie durch die gesunkene Einkaufspreise eingenommen habe, heißt es in dem Gutachten, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Das Papier wurde von der Grünen-Bundestagsfraktion beim Kölner Energieexperten Gunnar Harms in Auftrag gegeben. Harms ist Energiehändler für einen Industriepark im Ruhgebiet und berät auch den Bund der Energieverbraucher. In seiner Studie heißt es, dass die Versorger zuletzt nur rund die Hälfte der gesunkenen Einkaufspreise an die Verbraucher weitergegeben haben. So hätten sie für das zweite Quartal 2009 Tarifsenkungen von durchschnittlich zwölf Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2008 angekündigt. Gemessen an den Importpreisen liege das Senkungspotenzial aber bei 24 Prozent, schreibt Harms. Nach seiner Auffassung dürften die Versorger im Gesamtjahr „ungerechtfertigte Mehrerlöse“ von rund 1,6 Milliarden Euro erwirtschaften. Für einen Durchschnittskunden mit 20 000 Kilowattstunden Verbrauch entspräche dies Mehrkosten von 150 Euro im Jahr.

Um die Ergebnisse zu verifizieren, hat Harms auch die Preispolitik von fünf Versorgern untersucht, darunter die der Berliner Gasag, die in der Studie am schlechtesten wegkommt. So habe der Versorger etwa im zweiten Quartal 2008 mit 0,8 Prozent je Kilowattstunde mehr berechnet als im Sinne der Untersuchung „angemessen“ wäre, mehr als die vier anderen. Auch bei den angekündigten Preissenkungen zum zweiten Quartal 2009 sei die Gasag am zurückhaltendsten gewesen, als sie die Tarife nur um elf Prozent gegenüber dem Winter 2008 senkte. Das Unternehmen Rheinenergie senkt die Tarife für den Zeitraum um 20 Prozent.

Die Gasag bezeichnete die Vorwürfe am Dienstag als „nicht nachvollziehbar“. Das Unternehmen sprach in einer Mitteilung von „gravierenden methodischen Mängeln“ der Studie. So würden etwa Durchschnittspreise gebildet und auf das ganze Jahr 2009 hochgerechnet, was die Annahme impliziere, dass die Gasag keine Senkungen mehr vornehmen wolle.

Für den Gesamtmarkt kommt die Studie gleichwohl zu dem Schluss, dass die Versorger insgesamt systematisch saisonale Effekte ausnutzen, indem sie Preiserhöhungen oft in den Winter legen. Damit verdienten die Versorger ungerechtfertigte Mehrerlöse von 350 Millionen Euro jährlich. Allerdings sei das Phänomen 2009 nicht so deutlich zu beobachten wie etwa in den Jahren 2003 und 2007.

„Wenn es mit rechten Dingen zugehen würde, müssten die Versorger die Preise zum Winter um durchschnittlich 25 Prozent senken“, sagte Bärbel Höhn, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag. Sie forderte mehr Wettbewerb. Importeure wie Eon Ruhrgas müssten dazu verpflichtet werden, große Mengen ihres Gases frei an Wettbewerber zu versteigern, was ihre Marktmacht verringern würde. Zudem müssten die Netze in unabhängige Hände gegeben und Pipelines in Nachbarländer ausgebaut werden, forderte Höhn.

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