zum Hauptinhalt
Autofahrer sorgten sich angesichts des plötzlichen Hagels um ihre Fahrzeuge.

© Mike Wolff

Hagelkörner groß wie Eiswürfel: Hagel, Sturm und Wolkenbruch überrascht Berlin

Nach einem schwülheißen Tag hat sich am frühen Donnerstagabend ein heftiges Unwetter über Berlin entladen - inklusive Sturm, Hagel und Signalstörungen im Handy- und Fernsehempfang. Größere Schäden blieben aber aus.

Hagelkörner, so groß wie dicke Murmeln,  prasselten am Donnerstagabend in einigen Bereichen von Charlottenburg zu Boden. Das von den Meteorologen schon tagsüber angekündigte Unwetter über Berlin hatte seinen Schwerpunkt offenbar über den westlichen Bezirken und traf vor allem Spandau und Charlottenburg. „Das war bizarr, es sah kurzfristig aus wie im Winter, der dichte Hagel knallte auf Autodächer, man sah nur noch zwanzig Meter weit, eine weiße Wand von oben bis unten", berichteten Anwohner. Sogar der Handyempfang brach kurz zusammen.  Kaum war der Spuk nach etwa zehn Minuten vorbei,  tauchten immer mehr Menschen in Trainingshosen auf den Straßen auf, aufgeschreckt in den Wohnungen. Sie tasten zwischen den gewaltigen Pfützen ihre Pkw-Dächer ab. Nachbarn fragten: „Und wie geht's Ihrem Auto?“ Aus der Ferne waren Sirenen zu hören. Die Feuerwehr rückte unter anderem zur Windscheidstraße/Ecke Schillestraße aus, weil dort ein Baum umgestürzt war.

Auch in Spandau wurden die Anwohner von dem Hagelsturm ab 19.30 Uhr völlig überrascht. „Plötzlich knallte es los“, erzählten  Anrufer. Passanten retteten sich in BVG-Wartehäuschen, in Gatow stoppten Autofahrer auf der Straße, weil sie nichts mehr erkennen konnten. Ein starker Wind fegte durch die Bäume, Äste brachen ab und übersäten die Bürgersteige. Rundherum bildeten sich riesige Wasserpfützen.

„So was kannte ich bisher nur aus den Fernsehnachrichten, da flogen Hagelkörner vom Himmel, dick wie große Eiwürfel", sagte eine ältere Kladowerin. Es kam wie aus dem Nichts: Erst wurde es dunkel, dann ganz dunkel, plötzlich war der Fernsehempfang gestört - und draußen brach das Unwetter los. Der Wind toste, und dann immer wieder dieses laute Klirren, wenn das Eis gegen die Scheiben schlug und auf die Autodächer. Ob die Wagen kaputt seien? Keine Ahnung, sagt die Frau aus dem Spandauer Süden, gegen Hagelschlag sei man versichert, am nächsten Morgen werde man sich den Schaden ansehen. Sie blickt in den Garten: „Hier sieht’s so wüst aus wie im Herbst."

Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sei ein Straßenzug überflutet worden und mehrere Bäume auf Fahrbahnen gestürzt. Sachbeschädigungen in größerem Umfang habe es jedoch nicht gegeben. Auch in Brandenburg blieb es größtenteils ruhig. Bis auf einige umgestürzte Bäume in der Prignitz sei das Unwetter weitgehend glimpflich verlaufen, sagte eine Feuerwehrsprecherin in Potsdam.

Nach Auskunft des Wetterdienstes Meteogroup führte am Donnerstag die Kombination von großer Hitze – es war tagsüber bis zu 32 Grad Celsius heiß – und extrem hoher Luftfeuchtigkeit zur Hagelbildung. Warme Luft sei mit einer „gewaltigen Dynamik“ bis zu 12 000 Metern Höhe aufgestiegen, die enthaltenen Wassertröpfchen gefroren und konnten zu ungewöhnlicher Größe heranwachsen, weil sie die starken Aufwinde nicht gleich herabprasseln ließen. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false