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Berlin: Handwerker fürchten Tempodrom-Insolvenz Mittelständler warten auf ihr Geld – vielleicht vergebens

CDU fordert Offenlegung der ausstehenden Rechnungen

Von Volker Eckert

und Lars von Törne

Sollte das Tempodrom tatsächlich in die Insolvenz gehen, würde das wohl einige Berliner Handwerksbetriebe teuer zu stehen kommen. Rund 30 Firmen könnten in dem Fall ihre offenen Forderungen endgültig in den Wind schreiben. Die Handwerker hatten an dem Neubau am Anhalter Bahnhof mitgewirkt und warten seitdem auf ihr Geld: insgesamt 500 000 Euro. Dazu kommen weitere Forderungen von Einzelpersonen. Insgesamt gibt es nach Informationen des Tagesspiegels 60 Gläubiger, von denen bereits einige vor Gericht für ihre Forderungen streiten.

Die CDU fordert jetzt, alle noch ausstehenden Tempodrom-Rechnungen offen zu legen. Der Bauexperte der Christdemokraten, der Kreuzberger Abgeordnete Kurt Wansner, empört sich besonders über die zu Wochenbeginn bekannt gewordene Vergütung des Tempodrom-Sanierers, der Firma Steinbacher Treuhand. Es sei „unglaublich“, dass die Baufirmen vielleicht auf ihren Rechnungen sitzen blieben, während der Sanierer bislang 400 000 Euro kassiert habe. Wansner kritisierte, dass die Steinbacher Treuhand „in den vergangenen 18 Monaten nicht in der Lage gewesen ist, ein Konzept zum Verkauf des Tempodroms vorzulegen und es aus seiner prekären Lage herauszuführen.“

Der Senat steht zurzeit vor der Entscheidung, ob er das klamme Kulturzentrum verkaufen oder in die Insolvenz führen soll. Wahrscheinlicher ist, wie berichtet, die Insolvenz. In dem Fall erlöschen die Ansprüche von Gläubigern. Nachdem die Steuerzahler über Jahre für die mangelhafte Finanzierung des Tempodroms geradestehen mussten, würde es damit also den Mittelstand treffen.

Ursprünglich hatten sich die Forderungen sogar auf 900 000 Euro belaufen, wie der stellvertretende Vorsitzende des Tempodrom-Stiftungsrats, Ulrich Klopsch, bestätigt: „Durch Nachverhandlungen und Entgegenkommen der Gläubiger konnten wir das noch drücken.“ Bei einem Verkauf könnten die Rechnungen der Handwerker zumindest teilweise beglichen werden, sagt Klopsch.

Die Landesregierung will sich zu offenen Tempodrom-Rechnungen derzeit nicht äußern. Aus der Verwaltung von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) heißt es dazu nur: „Solange nichts entscheiden ist, beteiligen wir uns nicht an Spekulationen.“ Unter der Hand wird ein finanzieller Ausgleich aber als schwer vorstellbar bezeichnet.

Die Vorwürfe der CDU gegen den Tempodrom-Sanierer wies Sarrazins Sprecher Matthias Kolbeck als unzutreffend zurück: Die Steinbacher Treuhand habe dem Senat im Februar sehr wohl ein Konzept für den Verkauf des Tempodroms vorgelegt – „inklusive eines Vorschlags zur Regelung der Ansprüche von Gläubigern“. Außerdem übersehe der CDU-Abgeordnete Wansner, dass ohne die heute kritisierte Rettungsaktion des Senats das Tempodrom bereits im Herbst 2002 Insolvenz hätte anmelden müssen – „mit entsprechenden Folgen für die Gläubiger“.

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