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Historische Aufnahme des Seebads Mariendorf bei Hochbetrieb im Sommer.

© Sammlung Hans-Ulrich Schulz

„Riesen-Wasserbecken“ in Tempelhof: Initiative erinnert an Seebad Mariendorf

Im Seebad Mariendorf vergnügten sich einst bis zu 4000 Gäste am Tag. Inzwischen erinnert nicht mehr viel an diese Zeit. Eine Initiative möchte das nun ändern.

Es war eine der schönsten und größten Badeanstalten Berlins zur Kaiserzeit und in den 1920ern. Im „Riesen-Wasserbecken“, so die damalige Werbung, vergnügten sich im Sommer täglich bis zu 4000 Gäste. Ein Tiefbrunnen garantierte beste Wasserqualität, drum herum schmückte eine Parkanlage mit Goldfischteichen, Grotte und Aquarium das 1876 eröffnete „Seebad Mariendorf“ an der Südseite der Ullsteinstraße.

Doch nichts erinnert heute in Tempelhof an diesen einst so populären Sport- und Freizeit-Treff sowie an die jüdische Kaufmannsfamilie Lewissohn, die ihn gründete und betrieb. Damit sich das ändert, lädt die „Alloheim-Seniorenresidenz Ullsteinstraße“ am Samstag zu ihrem Sommerfest unter dem Motto: „140 Jahre Seebad Mariendorf“ ein.

Den Anstoß zum Fest gab eine kleine Bürgerinitiative, deren Aktive sich schon Gedanken zum künftigen Namen des im Tempelhofer Ortsteil Mariendorf geplanten neuen Multifunktionsbades der Bäderbetriebe machen. Dieser Bau ist zwar finanziell vom Land abgesichert, wird aber vermutlich erst 2018/19 am Ankogelweg begonnen. Gleichwohl setzt sich die Initiative bereits dafür ein, das Bad nach der letzten Besitzerin des „Seebades Mariendorf“, Helene Lewissohn, zu benennen. Denn nach dem Tod des Gründers führte dessen Tochter Helene das Unternehmen bis zur Enteignung durch die Nazis weiter.

Foto: Sammlung Hans-Ulrich Schulz
Hier vergnügten sich im Sommer täglich bis zu 4000 Gäste.

© Sammlung Hans-Ulrich Schulz

Nach dem Krieg wurde deren Antrag auf Rückübertragung des „arisierten“ Besitzes abgewiesen. Das Bad war noch bis 1950 geöffnet, Helene Lewissohn starb verarmt.

„Das alles soll durch den Namen ,Helene Lewissohn‘ in Erinnerung gehalten werden“, sagt Bianca Tchinda von der Initiative. Vehement unterstützt wird die Idee von der Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses und Sportexpertin der Grünen Anja Schillhaneck sowie von der Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Eva Högl. Die Bäderbetriebe teilen mit, man prüfe den Vorschlag.

Die Alloheim-Seniorenresidenz an der Ullsteinstraße 159 steht direkt auf dem Gelände des einstigen Seebades. Eine Fotodokumentation, Vortrag und Zeitzeugen sollen beim Sommerfest von 15 bis 19 Uhr an die frühere Badeanstalt erinnern. Und drum herum gibt es Vergnügungsangebote – ganz ähnlich wie im einstigen Seebad-Park. Der Eintritt ist frei.

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