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Berlins neuer Tierschutzbeauftragter Horst Spielmann.

© FU Berlin

Interview mit Horst Spielmann: Wer einen Hund hält, muss immer der Chef sein

Berlins neuer Tierschutzbeauftragter befürwortet den umstrittenen Hundeführerschein, liebt die Unabhängigkeit seines Ehrenamtes und geht jetzt erstmal auf Erkundungstour.

Herr Spielmann, haben Sie selbst ein Haustier?

Jawohl, einen Hund, einen Flat-Coated-Retriever. Das sind recht nervöse Jagdhunde, man muss sie gut erziehen.

Waren Sie in einer Hundeschule?

Gewiss. Wer einen solchen großen Hund hat, sollte auf jeden Fall mit seinem Tier Gehorsam trainieren. Ein Hundehalter muss sich durchsetzen können, er muss der Chef sein. Deshalb unterstütze ich auch die Einführung eines Hundeführerscheins in Berlin. Zumindest den Haltern größerer Tiere sollte man auferlegen, dass sie mit ihrem Hund entsprechende Kurse besuchen.

Was wollen Sie in ihrem neuen Amt außerdem durchsetzen?

Zuallererst will ich mich umfassend informieren und habe dazu eine regelrechte Erkundungstour begonnen. Derzeit treffe ich mich mit erfahrenen Aktiven des Tierschutzvereines und Vertretern anderer Verbände rund um den Tierschutz, um aktuelle Probleme und Themen umfassend kennenzulernen. Natürlich gehört zu diesen kompetenten Gesprächspartnern auch der bisherige Tierschutzbeauftragte Klaus Lüdcke. Er hat ja schon etliche Themen engagiert angepackt. Im übrigen geht es mir weniger darum, bestimmte Vorstellungen durchzusetzen. Ich verstehe mich eher als Moderator. Das gilt auch für die Debatte um den Hundeführerschein.

Wie lautet Ihr oberster Grundsatz?

Den finden Sie im ersten Satz des Tierschutzgesetzes. Es geht darum, die Tiere als Mitgeschöpfe zu sehen, ihr Leben und <SB320,100,230>Wohlbefinden zu schützen. ,Niemand <SB320,100,230>darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen’ heißt es im Gesetz.</SB> Daraus kann man viel ableiten, zum Beispiel den Appell an alle, die sich ein Tier wünschen: Prüft vorher verantwortungsbewusst, ob ihr genug Zeit und Platz habt, um es artgerecht zu halten und seine Bedürfnisse zu erfüllen. Ich finde es erschreckend, wie übervoll das Berliner Tierheim zur Zeit ist. Derart ausgebucht war es noch nie. Das hat auch viel mit überzogener, gedankenloser Tierliebe zu tun.

Sie setzten sich seit mehr als zwei Jahrzehnte für Alternativen zu Tierversuchen ein. Werden Sie dieses Thema auch als Tierschutzbeauftragter weiter verfolgen?

Berlin ist schon allein durch seine vielen universitären Forschungsstätten ein Zentrum der Tierversuche. Etwa zehn Prozent aller bundesdeutschen Versuche werden hier durchgeführt. Jede neue Versuchsreihe muss beantragt und genehmigt werden. Darauf kann ich Einfluss nehmen, weil ich in der entsprechenden Genehmigungskommission des Landesamtes für Gesundheit und Soziales sitze. Außerdem leite ich Ausbildungskurse für Wissenschaftler, die an solchen Versuchen beteiligt sind. Sie lernen bei uns, wie man in vielen Fällen auch ohne Einsatz von Tieren zu den angestrebten Ergebnissen kommt.

Was schätzen Sie an Ihrem neuen Ehrenamt besonders?

Dass ich völlig frei handeln und mich äußern kann. Ich bin von keiner Behörde und keiner politischen Instanz abhängig. Das motiviert mich, es ist ein gutes Gefühl.

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