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Berlin: Karneval der Kulturen: Vorspeise: Das Straßenfest rund um den Blücherplatz macht Lust auf die Parade

Endlich ist er wieder da, dieser typische Straßenfest-Geruch. Diese Melange aus Grillwürsten, Bierdunst, Räucherstäbchen und ein wenig Schweiß, die sich seit Freitagabend über die Büdchen-Landschaft rund um den Kreuzberger Blücherplatz legt.

Endlich ist er wieder da, dieser typische Straßenfest-Geruch. Diese Melange aus Grillwürsten, Bierdunst, Räucherstäbchen und ein wenig Schweiß, die sich seit Freitagabend über die Büdchen-Landschaft rund um den Kreuzberger Blücherplatz legt. Trotz des Regens, der mal schwach, mal stark auf die Zelte, Buden und Bühnen niederprasselt, drängeln die Besucher auf dem multikulturellen Fest. Jährlich stimmt es mit seinen vier Live-Bühnen auf den heutigen Karneval der Kulturen ein.

Zum Thema Online Spezial: Karneval der Kulturen Auf dem "Bazaar Oriental" singt die türkische Sängerin Meral von der anatolischen Gruppe "Nasrin" so voller Inbrunst, dass die türkischen Jugendlichen inmitten der Zuschauermenge aufspringen, im Takt klatschen oder mit den Fingern schnipsen. Der Funke springt auch auf die deutschen Zuhörer über, einige versuchen sich spontan im türkischen Folkloretanz. Über die Sehnsucht nach dem alten Dorf singt Meral, übersetzt ein Türke am Bühnenrand sinngemäß. Ein paar Meer weiter reiht sich eine Essen-Bude hinter die andere. Ob elsässischer Flammkuchen, toskanische Kräuterbratwürste, mexikanische Fajitas oder Asia Snacks - kulinarische Grenzen gibt es hier keine. Bei den Getränken dominieren Bier und Cocktails, wobei es scheint, als habe sich grün-schimmernde Caipirinha-Becher ganz besonders tief in die Herzen der Besucher gespült. Die Händler der obligatorischen Krims-Krams-Stände bieten knallbunte Sonnenbrillen, Schmuck und in diesem Jahr besonders gerne asiatische Stoff-Lampenschirme feil. Der holländische Verkäufer mit landestypischem Rudi-Carrell-Akzent demonstriert den Leucht-Effekt, indem er das Stoffgebilde über eine Glühbirne stülpt. Die etwas andere Accessoires-Bude befindet sich nur unweit der Latino-Bühne. Bei "A la Siesta" werden nicht nur bunte Stoff-Mützen und Sorgenpüppchen angeboten, sondern auch original mexikanische Hängematten. Wahlweise testen Kinder oder Teenager-Pärchen den wabbeligen Stoff zwischen zwei Holzgestell-Balken. Die Verkäuferin stört das Herumgefläze in den Matten nicht. Detailliert schildert sie, dass sich die Maschenstruktur so sehr dem Körper anpasse, dass man das Gefühl habe, geborgen zu liegen und gleichzeitig zu schweben. Schweben! Der freundlich lächelnde Mann an der karibischen Bar "Orgia" schwebt nach zwei bis drei Cuba Libre auch schon ein wenig. Er heißt Torsten Trumpf, ist Stammgast der Bar und bittet freundlich darum, auf einen der Hocker Platz zu nehmen. Freundlich erzählt er von seinem Leben. "Die Leute hier sind offen", charakterisiert er die Flaneure. In der Nähe spielt die Combo "Bando" auf der Eurasia-Bühne. Dort bewegen sich zwei Frauen ekstatisch-erotisch zu den wummernden Percussions. Die Rhythmen legen sich wellenartig über die gebannte Menge, werden immer energischer, denn es gilt, die Schwerkraft zu überwinden. Dann verstummen die Bässe, es wird leiser. Doch wer glaubt, der Tanz ist zu Ende, täuscht sich. Die erotische Ekstase geht weiter. Genau so, wie es sein soll.

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