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Ende gut, alles Knut. Berlins berühmtester Bär wartet als Plastik im Foyer des Naturkundemuseums vier Wochen lang auf Besucher.

© dpa

Naturkundemuseum: Knut kehrt als Präparat zurück

Ein Symbol? Ein Idol? Oder einfach nur Dermoplastik? Der ausstaffierte Knut ist im Naturkundemuseum zu sehen – seine Fellhaare sind nicht mehr babyweiß, seine Augen aus Glas.

Streng genommen war es keine Enthüllung, sondern eine Entstellwandisierung, und statt enthusiasmierter Fans umstellten ausschließlich Fotografen, Kameraleute und Offizielle den frisch aufgearbeiteten Welt-Eisbären. Seit Freitag, 14 Uhr, pünktlich, ist Knut wieder da, freundlich lümmelnd auf einem Felsen in der Vorhalle des Naturkundemuseums, der auch nicht ganz echt ist. Aber recht lebendig wirkt der Bär durchaus, vor allem in der seitlichen Ansicht, die ihm einen sanft ironischen Hauch verleiht.

Es ist der Knut der späten Tage, festgehalten für die nähere Ewigkeit in einer Phase, als das Fell nicht mehr das leuchtende Baby-Weiß zeigte, sondern deutlich ins Bräunliche tendierte. Das lag an den Gerbstoffen aus dem Strohlager, wie Zoologen erklären. Dieses Fell wurde nun also von den Präparatoren Robert Stein und Detlef Matzke nicht „ausgestopft“, sondern über ein aus Kunststoff geformtes Modell gestülpt – „ein Meisterwerk“, wie Museumsdirektor Johannes Vogel sagte, „dieses Ausstopfen mit Stroh machen wir schon seit hundert Jahren nicht mehr“. Der korrekte Begriff lautet „Dermoplastik“. Vom Original stammen auch die Krallen, die Augen sind aus Glas.

Vogel, der sich mit mächtigem Zwirbelschnauzbart und feuerwehrroter Schmetterlingskrawatte optisch Geltung gegen den dennoch übermächtigen Bären zu verschaffen suchte, lud denn auch allerhand Bedeutung auf die Schultern des toten Tiers. „Wir wissen um seine Symbolkraft“, sagte er, „er steht für den Schutz einer bedrohten Tierart und für den Kampf gegen die globale Klimaerwärmung sowie die Beziehung zwischen Mensch und Tier.“ Knut sagte erwartungsgemäß nichts, nahm auch hin, dass die Vizechefin des Zoos, Gabriele Thöne, ihn als ein Vermächtnis an kommende Generationen interpretierte, der man so helfen wolle, die Natur zu bewahren.

Der Bär stützt sich leger mit übereinandergeschlagenen Pfoten auf, blickt freundlich nach vorn, dem erwarteten Besucherstrom entgegen, eine „nicht ganz unkomplizierte Haltung“, die den Schwierigkeitsgrad der Präparation erhöht habe, wie Stein sagt. Schwierig war die Arbeit aber vor allem deshalb, weil der tote Bär bereits im Verlauf der Sektion vielfach zerschnitten worden war, „wir hatten nur das Fell und die Knochen“, außerdem gab es noch eine computertomografische Aufnahme. Auf den wieder zusammengesetzten Knochen wurde dann ein Tonmodell aufgebaut, das aber nicht dauerhaft und viel zu schwer gewesen wäre. Also nahm man davon ein Negativmodell in Gips ab und füllte es mit festem PU-Schaum aus.

Die Arbeit der Präparatoren am Tonmodell basierte also vor allem auf Fotos und Filmausschnitten, die zum großen Teil von Zoobesuchern gemacht worden waren. Schwierig sei die Arbeit aber auch gewesen, weil der Bär zum Todeszeitpunkt im Fellwechsel war – das Fell war deshalb dünn, die schwarze Haut drunter sichtbar. Und schließlich, sagt Stein, habe man ein besonders bekanntes Tier präpariert, und da komme es besonders darauf an, das typische Gesicht und die ebenso typische Körpersprache auf das Standbild zu übertragen, was im Normalfall kaum eine Rolle spiele.

Die Präparation selbst war bekanntlich nicht ganz unumstritten, und deshalb betonte der Museumsdirektor auch, er sei sich bewusst, dass man es nicht allen Menschen recht machen könne. Dennoch wolle man allen die Möglichkeit geben, Knut im Foyer anzusehen. Zur Vorstellung des präparierten Tiers zeigte sich allerdings kein Kritiker, der vorsichtshalber engagierte Sicherheitsmann blieb unbeschäftigt. So könnte es sein, dass der Streit nur noch in der Dokumentation stattfindet, die das RBB-Fernsehen am 16. Februar zeigt.

Einer der wichtigsten Vorwürfe lautete, man wolle mit dem toten Knut nur wieder Geld verdienen. Das zumindest geschieht vorerst nicht, denn er ist zunächst nur vier Wochen lang zu sehen, und zwar kostenfrei im Museumsfoyer. Dann verschwindet er im Magazin, bis die für 2014 geplante Ausstellung zum „Wert der Natur“ beginnt. Dann wird er in deren Mitte gerückt, um wieder ganz seiner Arbeit als Symbol und Idol nachzukommen.

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