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Wer spendet, investiert ins Arbeitsklima, findet unsere Autorin. Beim Betrag kann man variieren.

© Kitty Kleist-Heinrich

Kolumne Sonntagsfragen: Geschenke für ein gutes Betriebsklima

Zum Firmenjubiläum geht das Sammelkörbchen rum. Aber muss man sich am Geldgeschenk für den Kollegen beteiligen? Immer wieder sonntags fragen Sie unsere Autorin.

Seit einiger Zeit arbeite ich in einem sehr traditionsverbundenen Unternehmen. Lange Betriebszugehörigkeit wird hochgeschätzt. Das ist wohl der Grund, warum Jubiläen immer mit Büropartys begangen werden. Vorab wird gesammelt. Dabei fühle ich mich gedrängt, mehr zu geben, als ich eigentlich will, selbst für Kollegen, die mir unsympathisch sind. Für die älteren Kollegen scheint es eine Frage der Ehre zu sein, größere Summen zu geben. Wie kann man sich dem entziehen?

Solche Geschenke dienen ja auch der Motivation, möglichst noch lange in demselben Betrieb zu bleiben. Insofern leisten Sie auch einen Beitrag zu den Interessen des Arbeitgebers. Gut verständlich aber, dass Sie nicht recht einsehen, wieso Sie das von Ihrem Verdienst bezahlen sollen, wenn sie mit dem Empfänger weder persönlicher Kontakt noch Sympathie verbindet. Andererseits ist es auch nicht empfehlenswert, sich einfach so auszuklinken. Sie wollen schließlich mit den Kollegen in gutem Einvernehmen und harmonisch zusammenarbeiten, selbst wenn Sie selber nicht vorhaben, bis zur Rente immer weiter in gerade diesem Unternehmen zu bleiben.

Vielleicht erkundigen Sie sich bei denjenigen, die das Sammeln übernehmen, welche Bandbreite es bei den Beiträgen gibt. Da Sie offenbar etliche ältere Kollegen haben, gehe ich davon aus, dass Sie mit Ihrem Einkommen das Optimum noch nicht erreicht haben. Das könnten Sie mit einer nonchalanten Bemerkung erwähnen, wenn das Sammelkörbchen mal wieder vor Ihrer Nase steht und Sie an der unteren Grenze der üblichen Beiträge bleiben. Natürlich liegt es nahe, hier auch zu variieren.

Für Ihr eigenes Wohlgefühl wäre es klug, ein Budget für solche Zwecke einzurichten und vom Gehalt von vornherein abzuziehen. Wenn das Geld, das Sie für einen Kollegen geben, nicht von Herzen kommt, sondern aus Kalkül, dann handelt es sich nicht um ein Geschenk, sondern um eine Investition in ein gutes Betriebsklima, von dem Sie profitieren. Dieses Budget sollten Sie deshalb im Hinterkopf haben, wenn Sie das nächste Mal über Ihren Lohn verhandeln. Eine Arbeitsatmosphäre, die nicht durch Stress belastet wird, kommt dem Ergebnis zugute, das wissen die Verantwortlichen. Handelt es sich wirklich um größere Summen, sollten Sie das im vertraulichen Gespräch mit den Vorgesetzten ruhig ansprechen. Wenn sich da was hochgeschaukelt hat, kann es ja nicht Ihre Aufgabe sein, das auf ein vernünftiges Maß zurückzudrehen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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