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Kopenhagen: Wowereit fehlt beim Klimagipfel der Bürgermeister

Umweltsenatorin Katrin Lompscher präsentiert Berliner Projekte in Kopenhagen. Die grüne Ausschussvorsitzende Felicitas Kubala sieht eine vertane Chance für den Regierenden Bürgermeister.

Reisen bildet und kann sehr anstrengend sein. Das gilt insbesondere für Reisen zum Weltklimagipfel nach Kopenhagen: „Dieses Chaos hier ist ein Wahnsinn!“, rief am Mittwochnachmittag die hörbar durchgefrorene Grüne Felicitas Kubala in ihr Handy und seufzte: „Und jetzt ist auch noch die Senatorin verschollen!“

Was Kubala nicht wusste: Fünf Minuten zuvor hatte die recht entspannt klingende Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) beim Tagesspiegel angerufen, um aus Kopenhagen zu berichten. Lompscher nimmt mit zwei leitenden Mitarbeitern am „Klimagipfel der Bürgermeister“ teil. Kubala reiste als Vorsitzende des Umweltausschusses im Abgeordnetenhaus mit.

„Berlin ist gut beraten, sich internationale Beispiele anzuhören“, lautet Lompschers Fazit. Eines habe man jenseits des Öresundes besichtigt: ein neues Stadtviertel von Malmö, das mit erneuerbarer Energie aus regionalen Quellen versorgt wird – genau wie die 400 Stadtbusse, die mit Biogas aus Klärschlamm, Abwasser und Abfällen fahren. Solche Projekte helfen Malmö bei dem Ziel, von 2008 bis 2012 seinen CO2-Ausstoß um ein Viertel zu senken. Dafür hat Berlin 16 Jahre gebraucht und obendrein vom industriellen Niedergang nach der Wende profitiert.

Dennoch sieht sich die Senatorin als Repräsentantin einer vorbildlichen Stadt: „Unsere Finanzierungsmodelle stoßen auf großes Interesse“, sagt sie mit Verweis auf die Energiesparpartnerschaften, bei denen ein privater Investor öffentliche Gebäude modernisiert und die Ausgabe später über die eingesparten Energiekosten refinanziert. Auch die Plattenbausanierungen und die Nutzung von EU-Töpfen für das inhaltlich breit gefächerte Berliner „Umweltentlastungsprogramm“ kämen gut an.

Zu der Frage, warum der urlaubende Regierende auf dem „Bürgermeistergipfel“ nicht persönlich für die Chefsache Klimaschutz trommelt, sagt Lompscher nur: „Klaus Wowereit hat mich gebeten, ihn zu vertreten.“ Auch aus Hamburg, München und Freiburg seien jeweils die Chefs der Umweltressorts angereist.

Kubala dagegen sagt: „Wowereit hat gefehlt. Er hätte hier Punkte machen können.“ Denn im weltweiten Vergleich stehe Berlin tatsächlich relativ gut da. Sprünge wie der von Malmö seien nur dank großer Neubauprojekte möglich und deshalb in Berlin unrealistisch. Als Vertreterin der Opposition zählt Kubala nach Ende des Bürgermeistergipfels am Mittwochabend aber formal nur zu den Vertretern der „Nichtregierungsorganisationen“ und kommt deshalb nicht mehr überall rein. Lompscher dagegen („Ich werde hier meistens als ,Vice Mayor‘ angeredet, weil ,Senator‘ kaum jemandem was sagt.“) gehört nun auch der offiziellen deutschen Delegation um Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) an.

Da die Hotelzimmer für fünf Tage – also bis Freitag – gebucht werden mussten, will Kubala nun das Beste aus ihrem Zaungastdasein machen und heute beispielsweise eine Kopenhagener Öko-Mustersiedlung besichtigen. Die ebenso zahlreichen wie interessanten Ausflüge werden vor allem von großen Konzernen, insbesondere Stromanbietern, ermöglicht.

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