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Es ist ein lang gehegter Traum von ihm: Der Leichen-Präparator Gunther von Hagens plant ein "Körperwelten"-Museum in Berlin. Dies teilte er im Februar 2014 mit. Schnell begann ein Rechtsstreit: Der Bezirk Mitte nämlich will verhindern, dass plastinierte Leichen öffentlich zur Schau gestellt werden.

© dpa

Update

Nach Urteil des Oberverwaltungsgerichts: Körperwelten-Museum droht die Schließung

Nach den vergeblichen Versuchen des Bezirks Mitte, das Körperwelten-Museum zu verhindern, hat jetzt das Museum das Nachsehen. Das Oberverwaltungsgericht hob eine Entscheidung der ersten Instanz wieder auf.

Es steht nicht gut um die Zukunft der „Leichenschau“ des Plastinators Gunther von Hagens. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) änderte ein Urteil des Verwaltungsgerichts und entzog dem Museum damit die Rechtsgrundlage. „Nach der Auffassung des Oberverwaltungsgerichts fallen die plastinierten Ausstellungsstücke auch nach ihrer Herstellung unter den Begriff der Leiche im Sinne des Berliner Bestattungsgesetzes und unterliegen damit grundsätzlich dem im Gesetz geregelten Ausstellungsverbot“, erklärte der 12. Senat des OVG. Auch eine Ausnahmeregelung für wissenschaftliche Exponate greife hier nicht. Das Verwaltungsgericht war noch der Auffassung der Familie von Hagens gefolgt, es handele sich bei den präparierten Körperteilen nicht mehr um Leichenteile, die bestattet werden müssten. „Wir werden zunächst die Begründung des Gerichts abwarten und dann die nächsten Schritte beraten“, erklärte der Anwalt von Hagens, Holger Schmitz. Das Museum bleibe zunächst weiter geöffnet, bis zur „endgültigen gerichtlichen Entscheidung“, sagt von Hagens Ehefrau und Kuratorin des Museums, Angelina Whalley. Das könne noch mindestens ein Jahr dauern.

Die Kirchen begrüßen das Urteil

Die kirchenpolitische Sprecherin der Berliner CDU, Cornelia Seibeld, begrüßte das Urteil. „Wir freuen uns, dass das Gericht die Menschenwürde höher bewertet als die Sensationslust.“ Die Menschenwürde gelte auch für Verstorbene.
In Berlin sind 20 Ganz- und rund 200 Teilkörperplastinate, also einzelne Organe oder Extremitäten, ausgestellt. Das Museum im Sockelbau des Fernsehturms ist nach Einschätzung der Macher durchaus erfolgreich, bis Oktober kamen 150 000 Besucher, mehr als die Hälfte der Besucher seien Touristen. Brandenburg hat seinen Schulen den Besuch der Ausstellung aus ethischen Gründen untersagt. In Berlin ist es den Schulen freigestellt, die Ausstellung zu besuchen.
Die Körperwelten-Ausstellung hat einen Mietvertrag über sieben Jahre im Sockel des Fernsehturms. Es ist die erste Dauerausstellung, nachdem Gunther von Hagens jahrelang mit seinen Exponaten um die Welt gezogen war. Befürworter sehen die plastinierten Körperteile als gutes Anschauungsmaterial für anatomische Studien, Kritiker stoßen sich dagegen vor allem an plakativen Darstellungen von Körperspendern als Atlas mit Weltkugel, Hochspringer oder Paar beim Sex. Von Hagens verzichtete bewusst auf einige umstrittene Exponate in seinem Berliner Museum.

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