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Im grünen Bereich. Das Tempelhofer Feld hat bei jedem Wetter seine Fans. Manche von ihnen lehnen jegliche Bebauung strikt ab – auch an den Rändern des Parks.

© Thilo Rückeis

Kreativer Protest: Aktivisten singen gegen Bebauung des Tempelhofer Feldes

Eine Bürgerinitiative will jegliche Bebauung der Wiese in Tempelhof verhindern. Bis Mitte Januar sollen 20.000 Unterschriften gesammelt werden - an diesem Sonntag machen die Aktivisten mit einer musikalischen Aktion dafür Werbung. Im September könnte dann ein Volksentscheid anstehen.

90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit sind keine gute Voraussetzung für das „kraftvolle Singen“, zu dem die Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ für diesen Sonntag ab 15.30 Uhr auf den Platz der Luftbrücke lädt. Aber mit Sonne im Herzen und Laternen in der Hand hoffen die Aktivisten trotzdem, ihrem ersten Etappenziel ein Stück näher zu kommen. Das lautet: 20 000 Unterschriften bis zum 14. Januar gegen jegliche Bebauung der Wiesenweite. Und dann eine Unterschriftensammlung für den anschließenden Volksentscheid, der möglichst mit der Bundestagswahl zusammenfallen soll. Da auch die Initiative „Energietisch“ für einen Entscheid über ein kommunales Stadtwerk samt Energienetzgesellschaft zu diesem Termin kämpft, könnte den Berlinern im September eine Art Superwahltag bevorstehen.

Die vom Umweltverband BUND unterstützte Tempelhofer Initiative ist gut organisiert: Unter www.thf100.de ist ein umfangreicher Internetauftritt entstanden, der auch einen Stadtplan mit den Sammelstellen für die Unterschriften enthält. Die konzentrieren sich auf die Wohngebiete um die riesige Freifläche und reichen von der Weinhandlung am Südstern über einen Neuköllner Bioladen bis zum Frisbeescheiben-Geschäft in Schöneberg.

Die Initiative will einen Gesetzentwurf zur Abstimmung stellen, der die gut drei Quadratkilometer große Fläche dauerhaft sichert und die Bebauung der Ränder verhindert. Am konkretesten ist die Planung für die Südwestecke, für die bereits ein Ideenwettbewerb zum Neubau der Zentral- und Landesbibliothek läuft. Für seine Wohnungsbaupläne an drei Rändern hat der Senat bereits Unterstützung vom Mieterverein und dem Wohnunternehmensverband BBU erfahren. Und für das geplante Gewerbegebiet am Südrand wirbt die landeseigene Projektgesellschaft bereits mit „perfektem Anschluss“ durch die Stadtautobahn und „hoher Sichtbarkeit für Unternehmen“.

Die Bürgerinitiative wirft der Projektgesellschaft vor, mit falschen Zahlen zu operieren: Während sie die volkswirtschaftlichen Kosten einer Nichtbebauung in einem „Gefälligkeitsgutachten“ auf 300 Millionen Euro binnen 50 Jahren taxiere, stehe in einem internen Arbeitspapier ein etwa ebenso großes Minus bis 2025. Dagegen koste die Parkpflege nur 1,8 Millionen Euro im Jahr, kontern die Freunde des Grüns.

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