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Von Tag zu Tag: Kreatives Kapital

Lars von Törne glaubt, dass die SPD sich an der Spree verrannt hat.

Eine in der Soziologie verbreitete Ansicht besagt, dass die Hauptfunktion von Vorurteilen darin besteht, den sozialen Gruppenzusammenhalt zu stärken. Vielleicht ist es so zu erklären, dass die Berliner SPD sich darauf versteift hatte, beim Verkauf des einst durch die „Bar 25“ international bekannt gewordenen Spreegrundstücks unweit der Jannowitzbrücke gehe es um den Grundkonflikt: Kreativ oder reich. So wurde der Bieterstreit um eines der letzten Filetgrundstücke der Innenstadt zum Präzedenzfall, mit dem die neue, betont linke SPD-Führung sich politisch gegen den kategorisch des Marktliberalismus verdächtigen Finanzsenator stellen konnte. Nun stellt sich heraus, dass die von den Sozialdemokraten (und allen anderen Parteien) umworbenen Visionäre aus der Clubszene, die statt Hochhäusern von einem Kreativdorf an der Spree träumen, nicht nur das charmantere Konzept haben, sondern auch das meiste Geld auf den Tisch legen können. Das ist schön für den Standort – aber verheerend für das von der SPD gehegte Vorurteil, gute Ideen und dicke Portemonnaies müssten sich ausschließen. Vielleicht fällt es den Genossen deswegen so schwer, sich jetzt einfach zu freuen, dass Geld auch Gutes tun kann.

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