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Altenheime: Pflege ist Vertrauenssache

Was geht in Altenheimen wirklich vor? Und woran erkennt man eine gute Einrichtung überhaupt? Sozialsenatorin Knake-Werner will mehr Transparenz im Heimvergleich.

Was geht in Altenheimen wirklich vor? Brauchen die Bewohner mehr Durchblick? Und woran erkennt man eine gute Einrichtung überhaupt?

„An der persönlichen Betreuung“, sagt Ingeborg Walter. Die 72-jährige Frau wohnt seit mehr als einem Jahr im Schöneberger Pflegeheim Fugger-Klinik. Je mehr Mitarbeiter Zeit für die Bewohner hätten, desto wohler fühle sie sich. „Hier ist man nicht nur eine Nummer“, sagt Frau Walter. Die Pflegeeinrichtung, in der die rothaarige Berlinerin wohnt, war zuvor ein Krankenhaus: Noch heute werden in der Fugger-Klinik Wachkomapatienten und demenzkranke Bewohner bis an ihr Lebensende versorgt. Das vierstöckige Haus ist Teil des sogenannten Berliner Modells: Nur 38 der 300 Pflegeheime in der Stadt verfügen über eigenes ärztliches Personal, sie können auch schwer kranke Bewohner versorgen.

Nach Auskunft von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) haben die Pflegeheime des sogenannten Berliner Modells außerdem die besten Voraussetzungen, ihre Angebote für jedermann nachvollziehbar zu veröffentlichen. Schon jetzt werteten diese Häuser regelmäßig die nötigen Daten für einen Heimvergleich aus, sagte Knake-Werner gestern bei einem Besuch in der Fugger-Klinik. Eine Umfrage habe ergeben, dass viele Bewohner anderer Einrichtungen mit der medizinischen Versorgung unzufrieden seien.

„Wir haben hier viele Pfleger, aber es könnten ruhig noch mehr werden“, sagt Solvieg Klenner. Die 57-Jährige ist schwer krank und wohnt seit drei Jahren in der Fugger-Klinik. Zuletzt hatten Patientenvertreter mehr Personal für viele Heime gefordert. Für die 108 zumeist stark pflegebedürftigen Bewohner der Fugger-Klinik sind 62 Pflegekräfte zuständig: Der gesetzliche Personalschlüssel sieht für ein Heim dieser Größe hingegen nur knapp 50 Mitarbeiter vor.

Noch bis 2010 sollen Häuser im Rahmen des Berliner Modells mit eigenen Medizinern arbeiten dürfen. „Durch die Pflegereform wollen wir aber erreichen, dass Heime künftig generell eigene Ärzte beschäftigen können“, sagte Marion Caspers-Merk (SPD), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Erst mit der Pflegereform, deren Eckpunkte die Bundesregierung vor der Sommerpause verabschiedet hatte, sollen Heimbewohner und Angehörige die Möglichkeit zu Qualitätsvergleichen bekommen.

Kürzlich hatten in Berlin Senatsmitarbeiter, Heimbetreiber, Pflegekassenvertreter, Verbraucherschützer und Patienten an einem runden Tisch einen Fragebogen erstellen lassen, der an alle Pflegeheime der Stadt verschickt wurde. Darin sollen die Häuser unter anderem Angaben zu Personal- und Zimmerausstattung, Pflegequalität und Preisen machen.

Immer wieder stoßen Kontrolleure der Heimaufsicht auf Pflegemängel in den Berliner Einrichtungen. Während 2005 noch 87 Beschwerden bei der Heimaufsicht eingegangen sind, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf mehr als 150. In fast einem Drittel der Fälle sei unzureichende oder fehlerhafte Pflege bemängelt worden, hieß es. Vielerorts beschwerten sich Bewohner auch über zu wenig Fachpersonal. Dadurch bleibe weniger Zeit für die Patienten. Die Heimaufsicht hatte in den vergangenen Jahren weniger als die Hälfte aller Berliner Pflegeeinrichtungen besucht.

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