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Langer Tag der Natur: Heia Safari!

Der Lange Tag der Stadtnatur ist die Stunde von Derk Ehlert, dem Wildtierbeauftragten des Senats

Eigentlich will Derk Ehlert etwas über die Biberburg am Ufer des Tegelers Sees erzählen, aber im selben Moment fliegt ein seltener Mittelspecht über das Ausflugsschiff, trocknet auf einem toten Ast ein Kormoran sein Gefieder und trägt ein Haubentaucher sein Junges auf dem Rücken übers Wasser. Der Kormoran muss das mit den Federn so machen, weil er sie nicht so gut einfetten kann wie andere Wasservögel, und der Haubentaucher füttert seine Jungen nicht nur mit Fisch, sondern auch mit Federn, damit ihre Mägen besser gegen die Gräten gepolstert sind. Und im Vergleich zum Wald- und Wiesen-Buntspecht näselt der Mittelspecht, wenn er ruft. Eigentlich aber wollte Ehlert was zum Biber erzählen, der normalerweise nachtaktiv ist, und hallo! – da schwimmt sogar ein Biber vorbei und schleppt Seerosen im Maul wie einen Blumenstrauß.

So ungefähr verläuft eine Safari mit dem Wildtierbeauftragten des Senats. Derk Ehlert ist der lebende Beweis, dass es auch in der Landesverwaltung noch Traumjobs gibt. An diesem Wochenende wird der Vogelkundler einen Großteil des Programms bestreiten: Zum vierten Mal steht der Lange Tag der Stadtnatur an. Der ist nicht nur wegen seiner 26 Stunden Tageslänge (von Samstag 16 Uhr bis Sonntag 18 Uhr) rekordverdächtig, sondern auch wegen seiner rund 500 Veranstaltungen an 150 Orten. Die reichen von der Blattschneide-Ameisenkolonie über Bienenwettfliegen bis zur nächtlichen Eulensafari im Schlosspark Charlottenburg. Und auch Ehlerts Bootstour gehört dazu.

Ein Großteil des Programms läuft unter der Regie von Ehrenamtlichen sowie Gut- und Freiwilligen. Nachdem die Stadtentwicklungsverwaltung und die Bundesstiftung Umwelt sich als Sponsoren zurückgezogen haben, ist das Unternehmen Veolia eingesprungen, das in Berlin als Anteilseigner der Wasserbetriebe präsent ist. Sieben Euro kostet ein Ticket für Erwachsene; begleitende Kinder bis 18 Jahre sind gratis. Das soll nach Auskunft der federführenden Stiftung Naturschutz sogar für Schulklassen in Begleitung von Lehrern gelten. Im Vorjahr kamen rund 20 000 Menschen zu den Veranstaltungen.

Derk Ehlert erklärt gerade, warum es an der Spree nahe dem Ostbahnhof neuerdings einen Biber-Ausstieg in der Spundwand gibt. Kurz gesagt, weil ein Biber 20 000 Haare pro Quadratzentimeter hat, die alle zwei, drei geschwommene Flusskilometer gepflegt werden wollen, und das geht nur am Ufer. Es gäbe noch viel mehr zu erzählen über die Nager, aber jetzt kommt gerade die Stelle in Sicht, an der die Wildschweine regelmäßig nach Valentinswerder schwimmen, wo auch Waschbären wohnen und gelegentlich ein Seeadler kreist, der auf der Brandenburger Havelseite seinen Horst hat und immer nur zum Fressen nach Berlin kommt.

Als das Schiff nach einer Stunde wieder anlegt, versteht wirklich jeder an Bord, warum der Lange Tag der Stadtnatur 26 Stunden hat.

Infos zum Programm unter: www.langertagderstadtnatur.de, telefonische Auskunft und Reservierung: (030) 26 39 41 41.

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