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Berlin: Lidl-Erpresser: Nach Hamburg nun in Berlin aktiv?

Polizei hält es für möglich, dass derselbe Täter an der Elbe Mundwasser mit Salzsäure vergiftete

Ist der Hamburger Lidl-Erpresser jetzt in Berlin aktiv? Die Behörden halten es für sehr gut möglich, dass der am Freitagabend bekannt gewordene Erpressungsversuch vom selben Täter stammt, der im Januar diesen Jahres in Hamburg mehrere mit Salzsäure vergiftete Flaschen Mundwasser in drei Filialen deponiert hatte. Der Täter hatte einen Millionenbetrag gefordert – und dann nie wieder von sich hören lassen. Und genau das macht die Ermittler stutzig. Es sei möglich, dass der Täter damals aus unbekannten Gründen aufgeben musste und nun in Berlin weitermacht, hieß es bei der Polizei in Heilbronn, die wegen der dortigen Firmenzentrale zuständig ist. Die Drohung werde sehr ernst genommen, hieß es.

In einem anonymen Schreiben, das am Freitag am Konzernsitz im schwäbischen Neckarsulm einging, hat ein Unbekannter mitgeteilt, in neun Berliner Filialen Marmelade und Babynahrung in Gläsern „verunreinigt“ zu haben – und zwar am Dienstag und Mittwoch dieser Woche. „Wir nehmen das ernst“, hieß es bei der Polizei, die eine Sonderkommission gegründet hat. Die Kette reagierte sofort: In allen Filialen wurden alle Marmeladen und Babybreie aus den Regalen geräumt. Aus allen Filialen wurden Stichproben der Polizei übergeben, damit der Inhalt analysiert werden kann. Ergebnisse sollen erst Montag oder Dienstag vorliegen. Die Ermittlungen in dem aktuellen Fall hat die für den Firmensitz des Unternehmens zuständige Kriminalpolizei Heilbronn übernommen. „Leider wissen wir jetzt nicht, welche neun der etwa 100 Filialen betroffen sein sollen“, sagte ein Polizeisprecher. „Und die verwendete Substanz ist ebenfalls unbekannt“ – dies erschwert die Analyse.

Auffällig ist, dass auch in Hamburg das Unternehmen zunächst nur vor „verunreinigten“ Produkten gewarnt hatte, so wie jetzt in Berlin. Erst einen Tag später hatte man zugegeben, dass der Konzern erpresst werde und das Mundwasser „vergiftet“ worden sei. Tatsächlich waren damals drei Flaschen Odol mit Salzsäure versetzt worden. Der Erpresser forderte damals mehrere Millionen. Nachdem er sich nicht mehr meldete, verliefen die Ermittlungen im Sande. Wie hoch die Forderung jetzt ist, hält die Polizei geheim, die Rede ist lediglich von einem „höheren Betrag“. Nach Einschätzung von Experten ist dies mindestens eine Million.

Polizei und Lidl warnten davor, zwischen Dienstag und Freitag gekaufte Produkte zu öffnen, diese sollen umgehend bei der Polizei abgegeben werden. Das Polizeipräsidium verschickte am Freitagabend um 22.38 Uhr ein Fernschreiben an alle Dienststellen, dass Gläser, die von Bürgern abgegeben werden, „verschlossen und im Kühlschrank aufbewahrt“ werden sollen, zudem ist dann der Lagedienst zu informieren. Bei Lidl selbst gab es keine schriftlichen Informationen, weder in den Filialen noch im Internet. Die Berliner Gesundheitsverwaltung ist nach Angaben von Behördensprecherin Roswitha Steinbrenner bislang nicht in den Fall involviert. „Die Warnung ist ja bereits von Lidl herausgegeben“, sagte Steinbrenner. „Lidl ist darin ja geübt.“

Tatsächlich war die Billig-Kette oft Opfer von Erpressungen. Zuletzt war im November in Darmstadt ein Ingenieur zu knapp fünf Jahren verurteilt worden, der Rotkohl, Käse und Wurst mit Salz und Spiritus versetzt hatte. Er war durch Kameras überführt worden.

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