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Mehr Patienten, weniger Personal: Charité reduziert Verluste

Ein Defizit und trotzdem ein Erfolg: die Charité hat im vergangenen Jahr ein Minus von gut 19 Millionen Euro eingefahren – und liegt damit im Plan.

Ein Jahr zuvor betrug der Verlust noch über 56 Millionen Euro. Das Ziel, ab 2011 eine schwarze Null zu erreichen, ist also möglich, konstatierte der Aufsichtsrat nach seiner Sitzung am Freitagabend.

Erreicht hat das der Vorstand durch eine simpel wirkende Rechnung, die in der Realität schwer machbar ist: mehr verdienen, weniger ausgeben! Die Charité hat im vergangenen Jahr bei den Einnahmen die Schallmauer von einer Milliarde Euro durchbrochen, rund 35 Millionen Euro mehr als in 2008. „Es wurden mehr aber auch schwerer erkrankte Patienten versorgt, die entsprechend höhere Erlöse von den Krankenkassen einbringen“, sagt der Klinikumsdirektor der Charité Matthias Scheller. Außerdem sei mit den Honoraren gut gewirtschaftet worden: Die meisten Fachabteilungen haben weniger verbraucht, als ihnen nach den bundesweit zentral berechneten Honorarsätzen zugestanden hätte. Ein Plus von 24 Millionen Euro konnte so das Gesamtergebnis der Charité aufbessern.

Auf der anderen Seite sanken die Ausgaben. Das Universitätsklinikum hat von seinen knapp 9500 Vollzeitstellen Ende 2008 – die sich auf rund 14 000 Beschäftigte verteilen – weitere 267 abgebaut, vor allem im Bereich der Fakultät, wo Ärzte ausgebildet und Forschung betrieben wird. Und hierher floss auch der Landeszuschuss von 190 Millionen Euro, der erneut um gut 30 Millionen Euro gekürzt wurde. Diese schrittweise Reduzierung hatte der Senat 2001 beschlossen.

Der Personalrat findet das problematisch: „Uns erreichen immer mehr Klagen von Mitarbeitern in der Krankenversorgung, die fürchten, dass der Abbau zulasten der Versorgungsqualität geht“, sagt der Personalratsvorsitzende Kilian Tegethoff. Und die Stellenstreichungen in der Fakultät, die auch 2010 weitergehen, weil der Landeszuschuss erneut um 13 Millionen Euro sinkt, würden sich spätestens ab 2011 auf die eingeworbenen Forschungsmittel – 2009 waren das 127 Millionen Euro – auswirken, weil dann Personal für solche Projekte fehle.

Das immer noch bestehende Defizit der Klinik sei durch marode Gebäude und Ausstattung entstanden, so der Charité-Vorstand. So seien etwa die Ausgaben für die Energieversorgung durch sanierungsbedürftige, ungedämmte Gebäude unnötig hoch. Und immer öfter müsste nach Havarien ungeplant Geld für Reparaturen ausgegeben werden. Das Land müsse endlich Mittel für die Sanierung freigeben, fordert der Vorstand. Laut Masterplan sind dafür insgesamt 630 Millionen Euro nötig. „Dass das Land dies nicht allein aufbringen kann, ist uns klar, aber dann sollte die Charité die Möglichkeit erhalten, sich Geld am Kapitalmarkt zu organisieren“, sagt Klinikumsdirektor Scheller.

Von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) gab es am Freitag öffentlich Lob für den Sparerfolg des Charité-Vorstandes, von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) bisher nicht.Ingo Bach

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www.gesundheitsberater-berlin.de

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