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Oliver Dunk ist geschäftsführender Gesellschafter der radio B2 GmbH.

© Volkmar Otto

Mein erster Job: Als Kinderreporter traf ich Stars wie Muhammad Ali

Mit 14 nahm Oliver Dunk eigene Hitparaden auf Kassette auf. Über eine Annonce landete er als Kinderreporter beim Radio und verdiente als Schüler schon ganz schön viel Geld.

Eine Kolumne von Oliver Dunk

Jede Woche nahm ich für meinen Vater eine Kassette auf, die er während der Fahrten zur Baustelle hörte. Er war Polier. „Hier ist Musik Radio Berlin!” Mit noch piepsiger Stimme, ich war damals 14, moderierte ich aus meinem Kinderzimmer in Wedding bei meinem eigenen, kleinen Privatsender.

In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft in loser Reihenfolge über ihre ersten Jobs als Schüler oder Studenten.  
In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft in loser Reihenfolge über ihre ersten Jobs als Schüler oder Studenten.  

© Tagesspiegel

Ein erfundenes Fußballspiel

Ich borgte mir vom Vater 200 D-Mark und kaufte mir davon ein Mischpult. Bei 20 Mark Taschengeld im Monat war das eine Stange Geld. Aber ich hatte einen Traum: Ich wollte unbedingt zum Radio. Eines Tages las ich in der Fernsehzeitschrift „Hörzu“, dass der RIAS-Kinderfunk einen Reporter für seine Schülersportsendung „Flickflack“ suchte. Die Bedingung: Es musste eine Kassette mit einer Sportreportage eingeschickt werden.

Ich hatte einen Traum: Ich wollte unbedingt zum Radio.

Oliver Dunk, geschäftsführender Gesellschafter der radio B2 GmbH.

Ich kommentierte ein Fußballspiel aus meiner Fantasie „Rummenigge auf der rechten Seite, Flanke in den Strafraum…” Als ich die angeforderte Kassette in den Briefkasten warf, fiel mir ein – „oh Schreck, du hast vergessen, die Musiksendung für den Papa hinten zu löschen.“ Nachdem ich zwei Wochen nichts vom RIAS gehört hatte, rief ich den zuständigen Redakteur an.

Als RIAS-Kinderreporter traf Oliver Dunk (rechts) den legendären Boxer Muhammad Ali.
Als RIAS-Kinderreporter traf Oliver Dunk (rechts) den legendären Boxer Muhammad Ali.

© Oliver Dunk

Der teilte mir zunächst mit, dass ihm meine Reportage gar nicht gefiel. Er habe erwartet, dass ich auf einen echten Fußballplatz gehe, um von dort zu berichten. Aber ein – wie man heute sagen würde – Fake, das gehe gar nicht.

Allerdings habe ihm gefallen, was danach kam. Er erwähnte die Musiksendung, die ich versehentlich nicht gelöscht hatte. Durch Zufall klingelte nämlich sein Telefon, als er mein Band abspielen ließ. Er vergaß „Stop“ zu drücken und hörte mich daher in meiner Kinderhitparade. Seine Entscheidung: Ich könne übermorgen um 16 Uhr zu einem Interview mit Roland Kaiser in Studio 11 kommen.

Am 19. April 1978 hieß es dann: „Wer die besten Fragen stellt, wird genommen.“ Es war ein Talentwettbewerb mit 40 Kindern. Am Ende wurden fünf Minuten gesendet, und drei Fragen von mir waren zu hören. Zum Beispiel: „Herr Kaiser, warum werden so viele Titel verdeutscht, fällt den Produzenten nichts mehr ein?“ Roland Kaiser antwortet mit einem „äh, na ja…” Ich hatte den Job!

Das Medienunternehmen von Oliver Dunk betreibt mehrere Radiosender.
Das Medienunternehmen von Oliver Dunk betreibt mehrere Radiosender.

© Schlager Radio

Als Kinderreporter verbrachte ich nun jedes Wochenende auf Sportplätzen oder aber als Moderator von „Bei uns funkts“ im RIAS Studio. Ich traf sogar die Box-Legende Muhammad Ali. Mein Honorar damals: 20 D-Mark pro Einsatz, so viel wie mein monatliches Taschengeld.

Weil mir neben der Schule noch viel Zeit blieb, fragte ich später bei der Interopa Film in der Harzer Straße in Neukölln nach einem Job in der Synchronisation.

Ein berühmter Regisseur

„Du kannst gleich morgen vorbeikommen“, meinte der damalige Aufnahmeleiter. „Du hast ein paar Takes mit Volker Schlöndorff bei der deutschen Fassung von „Die Blechtrommel“ Ich wusste damals natürlich nicht, wer dieser berühmte Regisseur war. Kindersynchron 50 Mark. Viel Geld für mich, ich war mächtig stolz und meine Eltern erst recht.

Was mir damals schon irgendwie klar war: Eine gute Vorbereitung ist das Wichtigste. Das nahm ich zwar in der Schule nicht so genau . Aber bis heute beherzige ich es bei meinen Interviews in der Sendung „Chefsache“ bei Schlager Radio.

Als ich 1980 mit 17 Jahren vom Kinder- in den RIAS-Jugendfunk wechselte, irritierte mich die erste Honorarabrechnung. Statt 20 Mark standen nun 200 Mark auf dem Zettel. Ich ging zu meinem Chef, fragte nach. Denn üblich waren doch 20 Mark! Er grinste und meinte nur: „Willkommen bei den Erwachsenen!“

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