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Berlin: Migranten erwünscht

Feuerwehr will Spektrum der Bürger widerspiegeln Neue Ausbildung soll allen Bewerbern offenstehen

Die Bemühungen der Berliner Feuerwehr, mehr Mitarbeiter mit Migrationshintergrund zu gewinnen, haben parteiübergreifend Zuspruch erhalten. Der Tagesspiegel hatte am Montag über diese Überlegungen berichtet. Die Idee, die Zugangsbedingungen für Bewerber mit ausländischer Herkunft zu erleichtern, stießen gestern jedoch auf Ablehnung.

Das will allerdings auch die Feuerwehr nicht. „Wir wünschen uns, dass unsere Mitarbeiter das gesamte Spektrum der Bevölkerung widerspiegeln“, teilte ein Feuerwehrsprecher mit. „Deshalb streben wir einen höheren Anteil von Menschen aus anderen Kulturkreisen an.“ Das will man jedoch nicht dadurch erreichen, dass Bewerber mit Migrationshintergrund bevorzugt eingestellt werden sollen oder diese nicht alle Einstellungsvoraussetzungen erfüllen müssen.

Die Feuerwehr will stattdessen zwei Probleme auf einen Schlag lösen. Denn sie hat nicht nur Probleme, genug Migranten als Bewerber zu gewinnen. Generell gilt: „Die Nachwuchsgewinnung wird immer schwieriger.“ Deswegen erwägt die Feuerwehr, wie berichtet, eine der bisherigen Anforderungen für Bewerber zu ändern. Es stelle sich die Frage, „ob wir künftig noch daran festhalten müssen, dass unsere Bewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen“.

In der Feuerwehr wird daher darüber nachgedacht, Schulabsolventen eine „multitechnische Unterweisung“ zu bieten, die Kenntnisse aus Ausbildungsberufen mit Besonderheiten der Feuerwehrarbeit verbindet. Absolventen können sich dann für eine Laufbahn bei der Feuerwehr bewerben. Hier gilt das gleiche Auswahlverfahren wie für Bewerber mit abgeschlossener Berufsausbildung.

Der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening begrüßt das Vorhaben. Das gehe in die gleiche Richtung wie die von ihm angestoßene Kampagne „Berlin braucht Dich“, die Jugendliche mit Migrationshintergrund ermuntern soll, sich für die Ausbildung im öffentlichen Dienst zu bewerben. „Es ist richtig, Migranten stärker anzusprechen“, sagt Piening. Dazu gehöre auch, Mehrsprachigkeit als Vorteil zu sehen. „Gerade bei der Feuerwehr ist es wichtig, dass die Mitarbeiter schnell agieren und sich verständlich machen können, weil es hier oft um Minuten geht.“ Deswegen sollten Fremdsprachenkenntnisse Bewerbern als Vorteil angerechnet werden. Andere Kriterien für Bewerber mit und ohne Migrationshintergrund hält Piening aber für kontraproduktiv.

Damit ist er nicht alleine. Auch Kurt Wansner, integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, findet es gut, die Zweisprachigkeit von Migranten als Zusatzqualifikation zu sehen. Eine Sonderbehandlung wäre aber rechtlich nicht zulässig. Auch tue man den Migranten damit keinen Gefallen: „Die wären immer zweitrangig gegenüber den Kollegen, die die Standards erfüllen.“ Auch Fritz Felgentreu, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, findet es begrüßenswert, dass der öffentliche Dienst sich gegenüber Bewerbern mit Migrationshintergrund stärker öffne. „Die Chancengleichheit darf dadurch aber nicht verletzt werden.“Lars von Törne

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