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Mach mal blau. Vielleicht ist bald wieder länger Pause in Tempelhof.

© Kai-Uwe Heinrich

Update

Modemesse in Berlin: Poker um Umzug der Bread & Butter

Es wäre ein Schlag für den Modestandort Berlin: Angeblich führt die Bread & Butter Gespräche über einen Umzug nach Spanien - und ein weiteres Land. Klaus Wowereit hat schon mal seine Teilnahme am Eröffnungsrundgang abgesagt.

Ist das die Erklärung dafür, dass Wowereit überraschend abgesagt hat, die Bread & Butter zu eröffnen? Spanische Zeitungen berichten, dass die Modemesse, die am Dienstag im Flughafengebäude Tempelhof an den Start geht, nach Barcelona umziehen könnte. Es gebe Verhandlungen mit der Messegesellschaft der Hauptstadt Kataloniens heißt es beispielsweise in der Zeitung "El Pais". Aus Kreisen der Berliner Landesregierung wurden entsprechende Überlegungen am Dienstagvormittag bestätigt - vorerst allerdings nur inoffiziell. Und eine Sprecherin der Bread & Butter sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage nur, dass man sich erst am Dienstagabend im Rahmen einer Pressekonferenz „diesbezüglich“ äußern werde.

Auch Südkorea und Istanbul sind als zusätzliche oder alternative Standorte im Gespräch. In Südkorea will die Bread & Butter bereits ab Herbst 2015 eine Dependance eröffnen - nach Angaben einer Sprecherin soll der Berliner Auftritt der Messe darunter allerdings nicht leiden. Von der dortigen Regierung gibt es dem Vernehmen nach umfangreiche finanzielle Unterstützung für die Messe, auch expandiert der dortige Modemarkt derzeit stark.

Normalerweise lässt sich Klaus Wowereit auf der Bread & Butter blicken, wie hier im Januar.
Normalerweise lässt sich Klaus Wowereit auf der Bread & Butter blicken, wie hier im Januar.

© dpa

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte am Montag kurzfristig seine Teilnahme am Eröffnungsrundgang der Modemesse Bread & Butter gestrichen - ohne einen Grund anzugeben. In Modekreisen wurde bereits darüber spekuliert, ob die Absage auch mit einer schwelenden Auseinandersetzung zwischen dem Senat und den Veranstaltern über den Umgang Berlins mit der Messe sowie deren Auslandsplänen zusammenhängen könnte. Als offizielle Begründung gab Wowereits Sprecher Terminschwierigkeiten und die Senatssitzung am Dienstag an.

Michael Michalsky: „Das wäre schade für Berlin“

Die Messe findet auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens statt und war einst von Wowereit sehr unterstützt worden. Bread & Butter-Chef Karl-Heinz Müller ist bereits seit längerem unzufrieden mit dem Standort Berlin und hat sich mehrfach öffentlich über den Umgang der Verantwortlichen in der Stadt mit seiner Messe beschwert.

In der Berliner Modeszene wurden die Überlegungen der Bread & Butter mit Überraschung zur Kenntnis genommen. „Falls die Bread & Butter wieder umzieht, wäre das natürlich schade für Berlin“, sagte der Modemacher Michael Michalsky dem Tagesspiegel auf Anfrage. „Aber Mode ist ein internationales Business, Karl-Heinz wird die richtige Entscheidung treffen.“

Ende des vergangenen Jahres alarmierte Müller die Branche in einem Brief. Darin schrieb er von einer Goldgräberstimmung in Berlin. Es sei sehr einfach, irgendwo eine Halle zu mieten und eine neue Messe zu machen: "In Berlin hat ein ruinöser Wettbewerb begonnen." Dabei nannte er auch die Messegesellschaft Igedo aus Düsseldorf, die bis vor wenigen Jahren in der Stadt die einst größte Modemesse der Welt veranstaltete und inzwischen ebenfalls nach Berlin einlädt. Auch im Tagesspiegel hatte sich Müller darüber über die Fülle der Veranstaltungen beklagt. Insgesamt 15 seien zuviel, sagte er. Das war im Jahr 2012.

Ein besonderes Ärgernis ist Müller die Schau "Panorama", die von der Messe Berlin mitveranstaltet und auf dem Gelände des Pannenflughafens BER stattfindet. Sie deckt ein ähnliches Spektrum wie die Bread & Butter ab: Mode für jeden Tag. Der Messe Berlin warf er vor: "Letztlich hat sich auch noch die Messe Berlin über einen Veranstalter am neuen, noch nicht eröffneten Flughafen BER mit den Möglichkeiten der öffentlichen Hand ins Messegeschehen eingemischt."

Winterausgabe in Barcelona?

Sollte die Bread & Butter nach Barcelona umziehen - gerüchteweise ist die Winterausgabe in Katalonien, die Sommerausgabe in Tempelhof geplant -, dürfte auch die Diskussion um die Nutzung des Flughafengebäudes wieder aufflammen. Denn mit politischer Unterstützung des Senats erhielt Müller den Zuschlag für die Nutzung. Der milliardenschwere Kosmetik-Erbe Ronald Lauder blitzte mit seinem Vorschlag ab, in dem Gebäude eine Privatklinik für zahlungskräftige Kunden einzurichten - inklusive Landebahn vor der Tür. Renommierte Fachärzte sollten eine internationale Klientel anlocken, die gerne auch mit dem Jet in Tempelhof landen sollte.

Würde die Bread & Butter Berlin verlassen, wäre es nicht das erste Mal. Schon 2006 stellte Müller den Betrieb ein und zog mit der Veranstaltung in den Süden. 2009 war er wieder da.

Offiziell hat die Bread & Butter allerdings einen Vertrag für Tempelhof bis 2019 - ob der erfüllt wird, oder ob er vorzeitig aufgelöst wird, ist angesichts der neuen Entwicklungen jetzt fraglich.

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