zum Hauptinhalt

So kann’s gehen: Muss es Schwarz sein zur Beerdigung?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Eine Arbeitskollegin ist gestorben, die noch nicht sehr alt war. Wir sind mehrere Kolleginnen, die zur Beerdigung gehen wollen. Als wir uns darüber unterhielten, was wir anziehen, herrschte Uneinigkeit. Eine Kollegin bestand darauf, dass man in schwarz gehen müsse. Das finde ich übertrieben.

Iphigenie, traurig

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Schwarz ist die Farbe, für die sich nahe Angehörige entscheiden werden, besonders, wenn sie eher konservativ gestrickt sind. Nicht lange her die Zeiten, da etwa verwitwete Ehepartner ein ganzes Trauerjahr lang nur schwarz trugen. Das gilt nicht mehr in gleicher Weise so. Nahen Angehörigen mag danach zumute sein, sich eine Weile lang eher dunkel anzuziehen. Gesellschaftliche Konventionen verlangen es, besonders in der Großstadt, nicht mehr von ihnen Auf Beerdigungen ist Schwarz nach wie vor die vorherrschende Farbe. In einer Stadt wie Berlin, in der auch im Alltag viel und gern Schwarz getragen wird, ist das ja auch unkompliziert umzusetzen. Pflicht ist es aber nicht. Es muss sich natürlich jeder die Frage stellen, in welcher Kleidung er oder sie sich bei einem solchen Anlass wohl fühlt. Natürlich gibt es immer Zeitgenossen, die ihre Fortschrittlichkeit dadurch unter Beweis stellen wollen, dass sie für die Beerdigung ihren schrillsten bunten Glitzermantel hervorholen. Ich finde, es gibt deutlich bessere Anlässe für Anti-Konventionsbekenntnisse. Auf einer Beerdigung steht zuallererst der Verstorbene im Mittelpunkt, gefolgt von den nächsten Angehörigen. Wenn man partout keine schwarzen Sachen im Kleiderschrank hat, muss man nicht erst auf Shoppingtour gehen, besonders nicht, wenn es sich um Bekannte oder Kollegen handelt. Aber irgendwelche Kleidungsstücke in Dunkelblau oder Grau oder anderen gedeckten Farben, kombiniert vielleicht mit einer schlichten weißen Bluse, werden sich ja finden oder zur Not borgen lassen, um dem Verstorben auch mit dem eigenen Erscheinungsbild die letzte Ehre zu geben. Ausnahme: Der Tote hat vorab verfügt, dass der Dresscode bei seiner Beerdigung „Bunt“ lautet.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false