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In Berlin haben wieder Wiedehopf-Paare gebrütet.

© picture alliance / blickwinkel/B

„Kleine Sensation“ in Tegeler Vogelschutzgebiet: Nach 29 Jahren haben wieder Wiedehopfe in Berlin gebrütet

Durch Naturschützer-Engagement haben sich im Schutzgebiet Flughafensee Wiedehopfe angesiedelt. Ihre Entdeckung hat auch eine politische Note.

1993 ist zum letzten Mal ein Brutpaar des Wiedehopfs in Berlin gesichtet worden, seither galt der Vogel in der Stadt als ausgestorben. Bis jetzt: Zum ersten Mal nach 30 Jahren haben wieder nachweislich Wiedehopfe in der Hauptstadt gebrütet. Dies teilte der Landesverband Berlin des Naturschutzbundes (Nabu) mit.

Gleich zwei Paare kümmerten sich um ihren Nachwuchs, sie brüteten in Spezial-Nistkästen im Vogelschutzreservat Flughafensee in Tegel. Die Nistkästen hat die Nabu-Arbeitsgruppe Flughafensee Anfang März aufgestellt.

„Schon Mitte April konnten wir einen rufenden Wiedehopf feststellen, zehn Tage später waren es zwei, und Mitte Mai lagen dann sieben Eier in einem der Nistkästen“, sagt Frank Sieste, der Leiter der Nabu-AG Flughafensee. „Wir freuen uns unglaublich, dass wir den 'Vogel des Jahres 2022' bei uns ansiedeln konnten. Für Berlin ist das eine kleine Sensation.“

Die Vögel hätten durch das Engagement der Nabu-Mitglieder auf dem Schutzgebiet genügend Insekten gefunden. "Der Wiedehopf hat einen höheren Anspruch an die Nahrungsquellen als andere Vögel", sagt Sieste, "er benötigt Heuschrecken oder andere größere Insekten."

Der Naturschützer hat die brütenden Vögel relativ früh entdeckt, die Nachricht darüber aber geheim gehalten, bis die Jungvögel ausgeflogen waren. "Wir wollten verhindern, dass Hobby-Ornithologen und Hobby-Fotografen die brütenden Vögel stören", sagt Sieste.

Neun Jungvögel sind ausgeflogen

Insgesamt neun Jungtiere sind bereits ausgeflogen, fünf davon konnten rechtzeitig beringt werden. Ein Paar hatte sogar eine zweite Brut, fünf Jungvögel waren bereits geschlüpft, sie wurden dann aber Opfer der extrem hohen Temperaturen in der Stadt und starben wegen der Hitze. Inzwischen sind auch die Elterntiere weg.

Der Balzruf des Wiedehopfs besteht nach Angaben des Nabu aus meist dreisilbigen "upu-pup"-Lauten. Bei Erregung krächzten die Tiere gedehnt und rau. Das Beutespektrum umfasst laut Nabu vor allem Grillen, Käfer und Engerlinge sowie größere Schmetterlingsraupen.

Dass die Wiedehopfe im Vogelschutzreservat Flughafensee gebrütet haben, hat auch eine politische Note. Denn der Nabu kämpft seit Jahren darum, das Gebiet als Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen. 2021 hatte die Umweltorganisation der damaligen Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) eine Petition mit mehr als 10.000 Unterschriften überreicht, in der diese Ausweisung gefordert wurde.

Naturschutz-Referat dramatisch unterbesetzt

Das entsprechende Referat in der Senats-Umweltverwaltung ist allerdings dramatisch unterbesetzt, deshalb ist das Reservat bis heute nicht geschützt.

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Die katastrophale personelle Besetzung haben schon mehrere Experten, die als Berater der Umweltverwaltung arbeiten, heftig kritisiert. Die brütenden Wiedehopfe sind deshalb ein weiteres Argument, das Gebiet zeitnah unter Naturschutz zu stellen.

„Junge Wiedehopfe fliegen kurz nach Verlassen des Nests fort, oft sehr weit“, sagt Sieste. „Wir hoffen aber, dass sie nach Berlin zurückkehren und nächstes Jahr auch hier brüten werden.“ Deshalb wollen die ehrenamtlich Aktiven weitere Nistkästen bauen und aufstellen, etwa am Hahneberg. Auch das Gut Hobrechtsfelde oder der Flugplatz Gatow sind geeignete Habitate.

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