zum Hauptinhalt
Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD).

© imago / Emmanuele Contini

Exklusiv

Nach Amtsarzt-Streit im Berliner Bezirk: Bürgermeister Hikel führt vorerst das Neuköllner Gesundheitsamt selbst

Martin Hikel kommt aus der Elternzeit und greift in den monatelangen Konflikt um das Neuköllner Gesundheitsamt ein: Er übernimmt kommissarisch die Leitung.

Der Neuköllner Bürgermeister Martin Hikel übernimmt kommissarisch die Arbeit seiner Gesundheitsstadträtin Mirjam Blumenthal (beide SPD). Das erfuhr der Tagesspiegel aus zwei Quellen am Dienstag. Demnach wird Hikel alsbald die Amtsgeschäfte führen, dazu gehört vor allem das Gesundheitsamt mit seinen circa 160 Stellen.

Stadträtin Blumenthal hat sich nach Tagesspiegel-Informationen kürzlich krankgemeldet. Wie berichtet, gab es heftigen Streit zwischen Blumenthal und dem Noch-Amtsarzt Nicolai Savaskan. In dessen Folge wurde Savaskan von seinen Aufgaben entbunden, zudem verließen zahlreiche Fachkräfte das Amt: Neuköllns sozialpsychiatrischer Dienst ist schon seit Tagen kaum arbeitsfähig.

Ein Sprecher des Bezirksamts äußerte sich auf Anfrage nicht zur Causa. Bürgermeister Hikel war erst am Montag aus der Elternzeit zurückgekehrt, er hat die monatelange Auseinandersetzung zwischen Stadträtin Blumenthal und Amtsarzt Savaskan nur beobachten können.

Wird das Gesundheitsamt künftig nicht von Mediziner geleitet?

Nach den bislang im Bezirksamt bekannten Plänen wäre eigentlich Ordnungsstadträtin Sarah Nagel (Linke) diejenige gewesen, die Blumenthals Posten hätte übernehmen sollen. Nagel wurde erstmals im Dezember 2021 in ein öffentliches Amt gewählt.

Der Verband der Amtsärzte empörte sich zudem über einen Plan Blumenthals, wonach künftig kein Mediziner mehr an der Spitze des Amtes stehen soll, sondern ein Verwaltungsprofi. Die administrativen Abläufe könnte in Neukölln bald eine Juristin leiten, hieß es intern, möglich wären aber auch Betriebswirte oder Verwaltungsfachleute.

Weil die Amtsärzte anderer Bezirke ebenfalls mit dortigen Stadträten hadern, wird Hikels Krisenmanagement stadtweit aufmerksam beobachtet.

Wie der Tagesspiegel schon am Montag berichtete, beobachtet auch die Ärztekammer, der alle zugelassenen Mediziner angehören müssen, die Lage in Neukölln. „Die Entwicklungen in Neukölln sind Ausdruck der desolaten Situation vieler Gesundheitsämter in ganz Berlin“, sagte Ärztekammer-Präsident Peter Bobbert. Von etwa 320 Arztstellen in den Ämtern Berlins seien 60 nicht besetzt, viele seit Jahren. Die Bezirke müssten endlich „akzeptable Arbeitsbedingungen bieten und ein gerechtes Gehalt zahlen“. In Krankenhäusern erhalten Ärzte oft bis zu 1000 Euro brutto mehr im Monat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false