zum Hauptinhalt
Der BER-Eröffnung soll sich nach Angaben der Flughafengesellschaft wegen der Imtech-Pleite um weitere zwei bis drei Wochen verzögern.

© dpa/Patrick Pleul

Nach Imtech-Pleite: BER soll später eröffnen - aber nur drei Wochen

Laut Insolvenzverwalter gehen die Arbeiten unverändert weiter. Nun teilt die Berliner Flughafengesellschaft mit, dass sich die BER-Eröffnung doch um angeblich zwei bis drei Wochen verzögert. Es seien "deutlich" weniger Imtech-Arbeiter auf der Baustelle.

Die Imtech-Pleite wirft den Bau des neuen Flughafens BER für Brandenburg und Berlin in Schönefeld nun doch zurück. Wie die Flughafengesellschaft am Freitag mitteilte, gibt es allein infolge der Insolvenz des Gebäudeausrüsters eine Verzögerung von zwei bis drei Wochen bei der Fertigstellung des unvollendeten Airports, der nach dem im Dezember von Management und Aufsichtsrat verkündeten Zeitplan nun „im zweiten Halbjahr 2017“ eröffnen soll.

Schon vorher gab es Rückstände. Zum „gegenwärtigen Zeitpunkt der Erkenntnisse“ sei dieser Termin trotz der Imtech-Insolvenz nicht gefährdet, heißt es in der Erklärung. Bis Ende September – dann tagt der Aufsichtsrat wieder – solle der Fahrplan mit seinen Meilensteinen überarbeitet werden.

Und bei der Sanierung des verpfuschten Terminals ist die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) bereits seit Frühjahr 2015 hinter dem eigenen Fahrplan. Ende Juli waren nach einer Verlautbarung von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld – vor der Insolvenz Imtechs – erst 45 Prozent der Arbeiten erledigt, obwohl bis Jahresmitte die Hälfte geschafft sein sollte. Und unmittelbar nach der Insolvenz Imtechs hatte Mühlenfeld den Meilenstein kassiert, der monatelang als der für die Eröffnung 2017 entscheidende verkündet worden war. Entgegen dem bisherigen Fahrplan werden die Bauarbeiten im BER-Terminal danach nicht bis März 2016 fertig sein.

Das Problem: Danach sind mindestens weitere zwölf Monate für die Abnahme des Terminals durch die Bauaufsicht und den Testbetrieb der Systeme nötig, was ebenfalls Risiken für die 2017 angepeilte Eröffnung birgt. Es wird demnach immer enger, nun noch wegen der Imtech-Insolvenz. Der Gebäudeausrüster ist im neuen Terminal nach Siemens – wo die Staatsanwaltschaft Cottbus derzeit eine Strafanzeige des Flughafens und des Konzerns selbst wegen überhöhter BER-Abrechnungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro prüft – die zweitwichtigste Baufirma. Sie baut allein die Elektroanlage, und gemeinsam mit der Firma Caverion in einer Arbeitsgemeinschaft die Haustechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär) und die Sprinkleranlage.

Taskforce widerspricht Insolvenzverwalter

Nach der Anfang August eingeleiteten Insolvenz hatte Mühlenfeld eine Taskforce eingesetzt, die die Auswirkungen untersuchen und Vorschläge zur Schadensbegrenzung machen soll. Nun gibt es erste Ergebnisse, die den öffentlichen Erklärungen von Imtech und seines Insolvenzverwalters widersprechen, wonach die Pleite keine Auswirkungen am BER habe, etwa die Imtech-Belegschaft auf der Baustelle auf Normalniveau von 100 Monteuren sei. Seit zwei Wochen war jeweils für die Folgewoche eine Aufstockung auf 150 Monteure angekündigt worden.

Die Flughafengesellschaft teilte nun mit, dass die Insolvenz zu einem „deutlichen Rückgang“ der Mitarbeiterzahlen Imtechs und seiner Subfirmen auf der Baustelle geführt habe. Und „erst für die kommende Woche hat Imtech angekündigt, mit möglichst voller Mannstärke wieder auf der Baustelle zu sein.“

Flughafengesellschaft bereitet sich auf Imtech-Ausfall vor

Die Flughafengesellschaft bereitet sich nach der Erklärung weiter auf das Szenario vor, dass Imtech entgegen den Zusagen der Firma und des Insolvenzverwalters und dem versuchten Verkauf doch ausfallen sollte. Bei der Haustechnik soll Caverion einspringen, als zweite Firma der Arge. „Caverion hat angekündigt, die gesamten Leistungen der Arge zu übernehmen und bereits zugesichert, vertragskonform fortzuführen“, heißt es, aber: „Allerdings schließt die FBB derzeit bis zur vollständigen Übernahme der Arge durch Caverion weitere Verzögerungen in der Abarbeitung der Leistungen nicht aus.“

Wie kritisch die Situation wirklich ist, illustriert auch diese Ankündigung: Danach wird Mühlenfelds Taskforce weiter „sämtliche Aktivitäten unternehmen, die Bauleistungen in den Leistungspaketen Elektrotechnik und Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär inklusive Dokumentation und Anlagen-Inbetriebnahme schnellstmöglich weiter zu stabilisieren“.

Lesen Sie auch den Kommentar von Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt zu den Folgen der Imtech-Insolvenz: "Noch ist nicht alles verloren".

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false