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Der Bahnhof Friedrichstraße hat einen Schutzraum unter der Bahnsteigkante.

© picture alliance / dpa

Nach tödlicher Attacke auf U-Bahnhof: Senat und BVG wollen keine Bahnsteigtüren

Ein Umbau der Berliner U-Bahnhöfe ist kaum möglich. Aber in den meisten gibt es für Notfälle einen Schutzraum unter der Bahnsteigkante.

Attacken wie der tödliche Angriff auf eine junge Frau am U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz Mitte Januar sind ein Albtraum für Bahnfahrer – und auch künftig möglich: Senat und BVG lehnen den Einbau von Bahnsteigtüren, die die Wartenden vom Gleisbereich trennen, ab. Das teilte die Verkehrsverwaltung jetzt dem CDU- Abgeordneten Oliver Friederici mit. Der hatte sich in einer Kleinen Anfrage danach erkundigt, nachdem ein psychisch Kranker eine 20-Jährige vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen hatte.

Die in anderen Städten üblichen Bahnsteigtüren öffnen sich nur, wenn dahinter ein Zug steht. Laut Senat entfällt diese Option in Berlin schon wegen der unterschiedlichen Türabstände bei verschiedenen U-Bahn-Typen. Neben den meisten Zügen müsste auch die Steuerungstechnik ersetzt werden, damit die Züge exakt an der richtigen Stelle halten. Hinzu kämen bauliche Hürden wie gekrümmte Bahnsteigkanten, Denkmalschutz und die Rettungsmöglichkeiten im Brandfall.

Stürze ins Gleis seien Einzelfälle

Die Mehrzahl der U-Bahnhöfe verfügt allerdings über einen Sicherheitsraum unter der Bahnsteigkante. An 135 Stationen haben Personen nach einem Sturz ins Gleis zumindest die Chance, sich dorthin zu retten, um nicht von einem Zug erfasst zu werden. In 59 Stationen gibt es laut BVG keinen solchen Sicherheitsraum, aber in 26 davon gebe es auf der dem Bahnsteig abgewandten Seite genug Platz neben dem Zug. Die Stationen ohne Schutzraum befinden sich hauptsächlich auf den sogenannten Kleinprofillinien U 1 bis U 4 und im östlichen Teil der U 5. Der Umbau dieser Stationen dürfte einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Zugleich gibt die BVG den begrenzten Nutzen dieser Aussparungen zu bedenken: Wer sich beim Sturz nicht schwer verletzt hat, klettert lieber schnell zurück auf den Bahnsteig. Generell seien Stürze ins Gleis „äußerst seltene Einzelfälle“. Und als wirksamster Schutz gilt ein möglichst großer Abstand zur Bahnsteigkante beim Warten.

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