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Drag Queen und Wirt. Rüdiger Cranz vor der „Station Ringbahn“.

© Cay Dobberke/Tsp

Nächste Station: Kneipe: Wie ein Berliner Wirt die Ringbahn zum Star macht

Rüdiger Cranz betreibt eine Bar voller Eisenbahn-Souvenirs am S-Bahnhof Halensee. Ab Herbst soll es dort auch wieder Drag-Shows geben

Die „Station Ringbahn“ in Charlottenburg-Wilmersdorf gilt als eine der kleinsten Travestie- und Kabarettbühnen Berlins. 200 Meter nördlich des S-Bahnhofs Halensee, an der Ringbahnstraße 4, übernahm Rüdiger Cranz im Mai 2019 die Räume einer seit drei Jahren leer stehenden Kneipe.

„Ich komme aus einer Hamburger Gastronomenfamilie“, erzählt er; eigene Kneipen betrieb er schon in Stuttgart. Cranz tritt zudem seit fast 40 Jahren als Drag Queen „Rosetta Ferrari“ auf. Seit gut zwölf Jahren wohnt er in Berlin.

Bei den Shows reicht der Platz für 22 Gäste, die aus der ganzen Stadt hierher kommen. Die Bühnensaison dauert von September bis April. Vorstellungen gibt es dann an jedem zweiten Sonnabend. Der Eintritt ist frei, man muss sich nur vorher anmelden.

Nach einer coronabedingten Pause soll es am 18. September wieder losgehen. Außer dem Wirt beteiligen sich weitere Travestiekünstler aus Berlin und anderen Städten. Dank seiner langen Verbundenheit mit der Szene könne er sie „zum Freundschaftspreis buchen“, sagt Cranz. Auch Kabarettisten gastieren manchmal bei ihm. Nachwuchskünstler aus dem Kleinkunstbereich sind willkommen, „wenn sie sich denn trauen“.

Abseits der Veranstaltungen bewirbt Cranz seine Bar als „kleine Kneipe im Kiez“. Dann zeigt nur ein Aufkleber in Regenbogenfarben, dass der homosexuelle Wirt in der LGBTI-Community vernetzt ist. In der Bar darf geraucht werden. Gemäß der Vorschriften dafür serviert Cranz keine Speisen. Anders als in der Vorgängerkneipe, gibt es auch gar keine Küche mehr.

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Dem Namen „Station Ringbahn“ wird die Bar durch diverse Souvenirs gerecht. Diese meisten davon brachten Stammgäste vorbei und „Leute, die mit der S-Bahn zu tun haben“. Über dem Zapfhahn findet man etwa eine Miniatur-Dampflok.

An den Wänden hängen (unter anderem) eine Kollektion von Baustellenhinweisen der S-Bahn (mit dem Maulwurf als Maskottchen), Linienschilder von Bushaltestellen, ein „Plan der Gleisanlagen in und um Berlin“ aus dem Jahr 1896 sowie ein Plakat, das für eine Ausstellung über die Berliner S-Bahn im Jahr 1983 wirbt. Die Zeit kann man von der kleinen Nachbildung einer historischen Bahnhofsuhr aus dem Grand Central Terminal in New York ablesen.

[340.000 Leute, 1 Newsletter: Der Autor dieses Textes, Cay Dobberke, schreibt den Tagesspiegel-Newsletter für Charlottenburg-Wilmersdorf. Den gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]

Cranz besitzt kein Auto und ist häufig mit Bahnen und Bussen unterwegs. S-Bahn-Fahrgäste besuchen ihn regelmäßig im Rahmen eines „Ringbahnspiels“, bei dem gewürfelt wird, zu welchen Bahnhöfen die Teilnehmer fahren.

Abstecher in die Nachbarschaft gehören dazu. Also kommen immer wieder Gruppen in die Bar, bestellen meistens nur ein Getränk pro Person und lassen sich eine Karte abstempeln, die ihren Besuch nachweist.

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