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Im Dommuseum ist die Heilige Corona auf einem Schrein zu sehen.

© Oliver Berg/dpa

Namenstag am 14. Mai: Kann uns die Heilige Corona auch vor dem Virus retten?

Die Heilige Corona ist die Schutzheilige für Geld, Schatzgräber und Fleisch. Sie soll auch gegen Viehseuchen schützen. Unser Autor überlegt, ob da mehr geht.

Die junge Frau war aus heutiger Sicht nicht mal volljährig, ihr Ende brutal. Sie hatte die Braut eines wegen seines christlichen Glaubens gemarterten Soldaten getröstet, wurde von Knechten der syrischen Obrigkeit festgenommen, verhört, zwischen zwei heruntergebogenen Palmen festgebunden, und dann … Wir können es uns vorstellen.

Das Ganze liegt mehr als 1800 Jahre zurück, und es würde uns heute nur noch wenig berühren, hätte die Ermordete nicht posthum eine beachtliche Karriere als Märtyrerin und Heilige hingelegt – ihr sind sogar regelmäßige Wallfahrten gewidmet, ein Bleiglasfenster im Straßburger Münster zeigt ihr Porträt. Am heutigen Donnerstag ist ihr Gedenktag, ihr Name: Corona.

Immerhin: Sie soll gegen Viehseuchen schützen

Echt! Und sie ist nicht nur einfach irgendeine Heilige, sondern hat nach katholischer Sitte auch ein paar Geschäftsbereiche übernommen, ist zuständig für Geld, Fleisch (damit auch Viehseuchen) und Schatzgräber. Es läge nun nahe, ihr auch das Patronat für den Virenschutz anzuhängen, aber es ist nicht überliefert, ob sie da besondere Expertise besitzt: Auch das mit dem Geld - und vermutlich dem Schatzgraben - ist ihr nur zugeteilt worden, weil sie eben Corona hieß, in vielen Sprachen ein Wort fürs Geld.

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Es wäre nun trotzdem schön und für den katholischen Glauben förderlich, wenn sich der 14. Mai 2020 als wesentlicher Wendepunkt in der Krise herausstellen würde. Immerhin hat eine bayerische Kantorei bereits per Gebet bei Corona angeklopft, und im niederösterreichischen Weiher St. Corona am Wechsel wurde das Kirchenlied „Sankt Corona hoch erhoben“ angestimmt.

Auch eine Heilige muss erst Zuständigkeiten klären

Eine Antwort gibt es, heiligentypisch, nicht, aber man mag als Zeichen nehmen, dass die österreichische Lockdown-Politik des fast schon heiligen Sebastian immer so besonders inspiriert und entschlossen wirkte.
Vermutlich kann auch eine gestandene Heilige nicht von jetzt auf gleich wirken. Sie muss droben die Zuständigkeiten klären, einen Krisenstab bilden, Kommunikationswege freischalten, den Umgang mit Internet und sozialen Netzwerken üben – das sollte jetzt geschafft sein, das spricht für den 14. Mai als Tag der beginnenden Befreiung vom Virus-Übel.

Ist das geschafft, könnte sie auch gleich der teils ziemlich verkommenen Fleischindustrie den rechten Weg weisen. Ach, und wenn dann so im Herbst noch ein gigantischer Schatz ausgebuddelt würde, um der notleidenden Weltwirtschaft auf die Sprünge zu helfen, dann hätte die Heilige Corona wirklich ganze Arbeit geleistet.

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