zum Hauptinhalt
Das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert Film-, Digital- und andere Medienprojekte.

© dpa

Neuer Ärger für Wowereit: Beim Medienboard rücken die Sonderprüfer an

Für Klaus Wowereit sind Kino, Film und neue Medien Chefsache. Doch nun gibt es finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Förderanstalt - es geht um Haushaltsverstöße, Misswirtschaft, Schlamperei.

Von

Neuer Ärger für Klaus Wowereit, und wie beim Flughafen geht es um ein Projekt, das Chefsache für den Regierenden ist: Ausgerechnet beim Medienboard Berlin-Brandenburg, der jährlich 30 Millionen Euro öffentliche Gelder beider Länder für Film-, Digital- und andere Medienprojekte vergibt, wurden jetzt finanzielle Unregelmäßigkeiten festgestellt. Es geht um Haushaltsverstöße, Misswirtschaft, Schlamperei. Wegen gravierender Missstände hat der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Senatskanzleichefs und Wowereit-Vertrauten Björn Böhning den Jahresabschluss des Medienboards für das Jahr 2011 nicht bestätigt. Stattdessen wurde eine „Sonderprüfung“ bei der Anstalt veranlasst, die von Berlin und Brandenburg gemeinsam getragen wird.

Dabei lässt Wowereit die Film- und Medienförderung für ein „kreatives Berlin“ gerade finanziell aufstocken. Senatssprecher Richard Meng bestätigt in Absprache mit Böhning den Fall. „Es gibt in der Tat offene Fragen zum Jahresabschluss des Medienboards, auch wenn der Abschluss von Wirtschaftsprüfern testiert worden ist“, sagte Meng dem Tagesspiegel. „Externe Gutachter wurden deshalb beauftragt, eine Sonderprüfung durchzuführen und sich die Bücher und finanziellen Strukturen des Medienboards genau anzuschauen. Bis zum Herbst werden wir Klarheit haben.“ Weitere Details wollte er unter Hinweis auf das laufende Prüfverfahren nicht nennen. „Wir warten die Ergebnisse ab.“

Bisher hat die fusionierte Förderanstalt beider Länder für alles, was mit Film und neuen Medien zu tun hat, einen exzellenten Ruf. Experten sind sich einig, dass ohne dieses Instrument die Region nicht Filmstandort Nummer eins in Deutschland geworden wäre. Das Tätigkeitsfeld der nach Nordrhein-Westfalen zweitgrößten Landesanstalt ist vielfältig. Sie fördert Filmprojekte, macht Marketing für die Region als Standort für Film, Spielindustrie, Digitales, hilft bei der Suche nach Drehorten, bei Drehgenehmigungen. Zur Berlinale im Februar hatten die Geschäftsführer, die Juristin Kirsten Niehuus (seit 2004) und der frühere MTV-Manager Elmar Giglinger (seit 2010), eine stolze Bilanz präsentiert: Im Jahr, für das der Abschluss auf Eis liegt, hatte man 263 Filmprojekte mit 24,6 Millionen Euro gefördert, so 2258 Drehtage, einen Umsatz von 90 Millionen Euro in der Region ausgelöst, wie es hieß.

Mit dabei war die Verfilmung von „Der Wolkenatlas“, bei der Stars wie Tom Hanks und Halle Berry in Babelsberg vor der Kamera standen. Vorher geförderte Streifen waren etwa „Lola rennt“, „Good Bye Lenin“, „Das Leben der Anderen“ oder „Barbara“. Im Berliner Koalitionsvertrag ist ausdrücklich ein „Ausbau“ des Medienboards angekündigt. Und Wowereit will die Berliner Zuschüsse für Filmförderung, bislang zehn Millionen, bis 2014 um 1,2 Millionen Euro aufstocken, obwohl Brandenburg nicht mitzieht. Und trotzdem ging es bei den Finanzen drunter und drüber. Die Rede ist von teils „ausgeuferten, nicht nachvollziehbaren“ Kosten, von „Defiziten“ im Controlling. Im Medienboard soll es, etwa in der Buchhaltung, bereits personelle Konsequenzen gegeben haben. Hinweise auf Veruntreuung, auf strafbares Handeln, gebe es bislang allerdings nicht, heißt es. Einen Tagesspiegel-Fragenkatalog wollte das Medienboard selbst nicht beantworten, und auch nicht das ebenfalls zuständige Wirtschaftsministerium Brandenburgs, der zweite Träger. Beide verwiesen stattdessen auf den Aufsichtsratsvorsitzenden, auf Wowereits Senatskanzleichef.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false