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Abgeschlossen – und doch geklaut. Und das aus dem Hausflur. Doch die Geschichte nahm ein glückliches Ende.

© dpa/Friso Gentsch

Ode an Berlin: Die verrückte Geschichte von den wiedergefundenen Fahrrädern

Die Fahrräder standen im Hausflur, festgekettet. Und trotzdem wurden sie gestohlen. Doch dann erlebte unsere Autorin ein wahres Berlin-Märchen.

Gut 4,1 Prozent aller Fahrraddiebstähle werden in Berlin aufgeklärt. Macht bei 9642 im Jahr 2021 knapp 400 Räder und – wenn man ehrlich ist – wenig bis gar keine Hoffnung für Betroffene. Umso verrückter erzählt sich folgende Geschichte. Die Geschichte zweier Räder, die im Hausflur geklaut – und keine 24 Stunden später wieder aufgefunden wurden. Eine Ode in sieben Akten. An das Internet. Und an Berlin.

1) PANIK ist das erste Gefühl, das dein Herz in dem Moment höherschlagen lässt, indem du feststellst, dass die beiden Fahrräder, die du am Vorabend noch im Hausflur festgekettet hast, nicht mehr da sind.

Eigentlich stehen sie immer oben in der Wohnung. Genau aus diesem Grund. Aber es hatte (endlich mal wieder!) so richtig geregnet und ihr wolltet die nassen Räder und die nassen Klamotten schnell loswerden. Deshalb ist das „eigentlich“ jetzt eigentlich auch egal: Die Räder sind weg.

2) Wenn die Räder weg sind, gibst du eine Anzeige auf. Du kennst die Nicht-Erfolgschancen. Aber du hast auch keine Ahnung, was du sonst tun sollst, und deshalb tust du erst mal das.

Danach werden alle Nachbarn befragt und Social-Media-Posts abgesetzt. Auf Twitter, auf Instagram, ja sogar auf Tiktok. Vielleicht hilft viel ja viel.

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3) ZUFALL ist, wenn zur etwa gleichen Zeit, in der deine Posts geteilt werden, in einer Facebook-Gruppe ein weiterer Post aufploppt: Ein Passant hat zwei Räder in Tempelhof fotografiert, weil ihm die Dellen im Rahmen verdächtig vorkamen. Noch größer ist der Zufall nur dann, wenn die Menschen, die den Post auf Facebook sehen, die gleichen Menschen sind, die deinen Post auf Twitter gesehen haben.

[Wenn sie nicht ihre Fahrräder sucht, schreibt Ann-Kathrin Hipp oft den Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint. Jeden Morgen ab 6 Uhr mit den unglaublichsten Geschichten aus Berlin. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

4) HILFSBEREITSCHAFT zeigt sich, indem diese Menschen jetzt versuchen, dich auf allen Wegen zu kontaktieren, sodass du, zwei Stunden nachdem der Post auf Facebook abgesetzt wurde, Bescheid weißt.

5) 20 Minuten dauert die Fahrt nach Tempelhof. Das sind 20 Minuten, in denen die Berliner Polizei noch niemanden losschicken kann („Sie müssen erst mal vor Ort schauen, ob die Räder noch da sind“) und in der du keine Ahnung hast, ob die Räder nicht vielleicht auch schon wieder weg sind.

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6) Vor dem Blumengeschäft stellst du fest: SIE SIND NOCH DA! Und außerdem ist da Nico, der den Facebook-Post gesehen hatte, gerade in der Nähe unterwegs war (um einen „Harry Potter“-Pyjama für seine Freundin zu kaufen) und jetzt netterweise aufpassen und warten wollte, bis die Polizei kommt.

7) „Verrückte Geschichte“, bilanziert die – und holt den Bolzenschneider. Manchmal ist Berlin eben doch noch „anders“. Im allerbesten Sinne.

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