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So sehen Sieger aus: Eine Reihe von Berliner Olympia-Gegnern feierten in Kreuzberg den Zuschlag für Hamburg.

© dpa/Jörg Carstensen

Berliner Aktivisten ziehen weiter: Olympiagegner wollen in Hamburg mobil machen

Aktivisten der Berliner "NOlympia"-Bewegung feierten schon nach dem ersten Hinweis auf den Hamburger Sieg - allerdings in überschaubarem Rahmen. Ihre Arbeit ist nicht zu Ende: Nun unterstützen sie die Olympiagegner der Hansestadt.

Um 19.12 Uhr haben’s die Berliner Sieger offiziell, ihre Stadt ist mit der Olympiabewerbung gescheitert, Hamburg hat gewonnen. Und wie seh’n diese Sieger aus? Schwer zu sagen, ist ja keiner mehr da. Die „NOlympia“-Bewegung hat vor dem Club „Lux“, Ecke Falckensteinstraße/Skalitzer Straße in Kreuzberg, gefeiert, aber da hängt jetzt nur noch ein mannshohes Transparent an einem Bauzaun, seine Botschaft: „Breitensport statt IOC-Abzocke“.

Die Sieger hatten schon ab 18 Uhr gefeiert, da drang die Nachricht von der Entscheidung für Hamburg durch - und die Sieger seh’n aus wie Sigrun Franzen, eine resolute Frau mit roten, kinnlangen Haaren. 15 Olympiagegner waren sie hier, auf zwei Tapeziertischen standen Kuchen, Kaffee und Käse. Aber kein Sekt, nur Wein. Sicher ist sicher, hätte ja sein können, dass man etwas für den Frust benötigt.

Die Sieger sehen aber vor allem so aus wie Judith Demba, das bekannteste Gesicht der „NOlympia“-Bewegung. Ihr hatte ein zufälliger Passant mit Hund den Triumph Hamburgs verkündet. Er hatte Demba erkannt. Die freilich „dachte erst, das ist ein Fake“.

Für Demba ist das Resultat der Beweis, dass sie und ihre Freunde halt doch den heißen Draht zur kritischen Bevölkerung haben. „Dieses Ergebnis spiegelt die Stimmung wider, die wir bei Gesprächen gespürt haben.“ Solchen Gesprächen: „Da kamen Eltern, deren Kinder auf sportbetonte Schulen gehen. Und diese Eltern sagen, sie hätten keine Lust auf Olympia, wenn gleichzeitig die Schul-Turnhalle ihrer Kinder geschlossen werden muss.“

Pankow war ein Hort des Widerstands

Die Forsa-Umfrage ergab zwar 55 Prozent Zustimmung für eine Olympiabewerbung, aber die Zahl der Kritiker war ja trotzdem immer hoch. Und diese Masse blieb unkalkulierbar. Die Gefahr, dass eine Mehrheit der Bürger gegen Olympia stimmen würde, war groß. Vor allem Pankow entpuppte sich als Hort des Widerstands. Eine Umfrage hatte ergeben, dass dort 51 Prozent gegen Olympia sind.

Auch Horst Papeler-Dütsch von „NOlympia“ freut sich über das Ergebnis. An seinem Schal hat er einen Button gepinnt, auf dem der Berliner Bär die Olympischen Ringe in einen Mülleimer schmeißt. „Ich bin pensionierter Lehrer und weiß, wie die Schul-Turnhallen aussehen“, sagt er. Aber die Arbeit geht weiter. Die „NOlympia-Truppe“ muss überlegen, wie sie ihre Mitstreiter in Hamburg unterstützt. „Wir wollen Olympia ja auch in Hamburg nicht“, sagt Demba.

Die Linken können sich dagegen ganz aufs Feiern konzentrieren. Udo Wolf, ihr Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus, atmet jedenfalls hörbar auf. „Glück gehabt: Der Stadt bleibt ein milliardenschweres finanzielles Risiko erspart“, sagt er. „Wir erwarten vom Senat, dass er nun umgehend in Infrastruktur, bezahlbare Mieten und Personal investiert.“

Am Nachmittag war Judith Demba noch ziemlich schlecht drauf. Sie ist Geschäftsführerin der Naturfreunde Berlin, in deren Geschäftsstelle war eingebrochen worden, Beamer und Geld wurden gestohlen. Am Abend aber hatte sich ihre Laune schlagartig gebessert. „Sekt trinke ich zwar keinen“, sagte sie, „aber zum Feiern in die Kneipe gehen wir schon.“

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