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Beweismittel: Der blaue Trabbi des CDU-Politikers.

© Alexander Herrmann

Berlin-Hellersdorf: Säureanschlag auf Trabi von CDU-Politiker

Unbekannte verteilen im Wagen von Alexander Herrmann giftige Flüssigkeit. Ein Werkstatt-Inhaber trägt leichte Verletzungen davon. Der Staatsschutz ermittelt.

Wenn Alexander Herrmann mit seinem Trabant 601 durch Hellersdorf fährt, zieht er die Blicke der Passanten auf sich. Kein Wunder: Der Wagen ist in knalligem Blau lackiert und auf der Tür klebt sein eigenes Konterfei. "Hier im Kiez ist das Auto bekannt", sagt Herrmann. Eingesetzt wird der Wagen dabei nicht alleine um Wege zurückzulegen oder Einkäufe zu erledigen - Herrmann, der als Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf sitzt, nutzt das Auto auch für die politische Arbeit. "Wenn ich mit meinem Kiezmobil irgendwo auftauche, komme ich schnell ins Gespräch", sagt er.

Doch manche politischen Kontrahenten wollen gar keinen Dialog führen, wie sich jetzt gezeigt hat. Am Montag wurden in der Werkstatt in der Chemnitzer Straße, in der sich der Wagen zur Reparatur befand, zahlreiche Schäden am Wagen entdeckt. Unter anderem waren der Türgriff, die Stoßstange sowie der Auspuff abgetreten und beide Außenspiegel abgerissen. Auch Gegenstände seien aus dem Fahrzeug entwendet worden, wie die Berliner Polizei am Donnerstag mitteilte.

"Eine perfide Attacke"

Schlimmer noch: Die Täter hatten im Inneren des Wagens zudem "ätzender Flüssigkeit" verspritzt, wie sich später herausstellen sollte. "Der Inhaber der Autowerkstatt saß am Montag im Wagen und stellte am Dienstag dann leichte Verätzungen am Gesäß fest", sagt Herrmann. Auch die Kleidung eines Mitarbeiters von Herrmann, der ebenfalls mit der geruchlosen und unsichtbaren Säure in Berührung kam, zersetzte sich in den kommenden Stunden.

"Das ist eine perfide Attacke, auf sowas ist man nicht gefasst", sagt Herrmann. Die politische Auseinandersetzung in unserer Demokratie lebe vom Grundkonsens der Gewaltlosigkeit, schrieb der Politiker am Mittwochabend auf seiner Homepage. "Jede demokratische Partei muss für sich und ihre Positionen – gerade im öffentlichen Raum – werben können und dürfen. Daher sind solche Angriffe auch Anschläge auf unsere Demokratie."

Herrmann sieht politischen Hintergrund

Auch Mario Czaja, Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Wuhletal, äußerte sich besorgt: "Wir sind zutiefst bestürzt über ein derartig rücksichtloses Vorgehen und verurteilen diesen Anschlag auf das Schärfste. Gewalt darf keine Form der politischen Auseinandersetzung sein."

Immerhin, sowohl dem Werkstattinhaber wie auch Herrmanns Mitarbeiter geht es mittlerweile wieder besser, oder wie der Herrmann sagt: "den Umständen entsprechend."

Dass es sich um einen politischen Anschlag handelt, davon ist Herrmann überzeugt. "Das Fahrzeug stand auf einem abgeschlossenen Gelände zwischen vielen anderen Fahrzeugen. Ich glaube nicht an den Zufall, dass sich jemand ausgerechnet das Auto mit der CDU-Aufschrift für seine Randale ausgesucht hat."

Die im Oktober veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass politisch motivierte Anschläge im vergangenen Jahr insgesamt zurückgegangen sind. So gab es im ersten Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum berlinweit 1646 Anschläge mit politischem Hintergrund statt 2501 im Jahr 2017. Die meisten Delikte gab es in Mitte (406), gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (319).

Am Mittwoch noch hatte sich allerdings der Staatsschutz, der eigentlich für politische Taten zuständig ist, geziert, den Vorfall als einen solchen zu klassifizieren. "Man sei nicht zuständig, hat man mir gesagt". Mittlerweile hat sich das gewandelt: "Die Polizei hat mir versprochen, noch einmal neu zu prüfen", sagt Herrmann. Auch dem Tagesspiegel bestätigte am Donnerstag ein Polizeisprecher, dass der Staatsschutz in der Sache nun die Ermittlungen aufgenommen habe.

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- Mann stirbt nach Messerattacke: Ein Streit soll der Auslöser für die tödlichen Messerstiche auf einen 40 Jahre alten Mann in Neukölln in der Nacht zum Donnerstag gewesen sein.

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