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Mitarbeiter des Stromnetz Berlin arbeiten an den beschädigten Stromkabeln in Berlin Prenzlauer Berg.

© Fabian Sommer/dpa

Update

Möglicher Brandanschlag an der Berliner Ringbahn: Stromausfall in Prenzlauer Berg nach zwölf Stunden behoben

9200 Haushalte hatten am Sonnabend zwölf Stunden keinen Strom. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung und prüft ein politisches Motiv. 

Nach einer Brandstiftung in Prenzlauer Berg wurden die letzten 2400 Haushalte um 15.10 Uhr am Sonnabend wieder ans Netz genommen. Seit 3 Uhr früh in der Nacht hatten 9200 keinen Strom. Unbekannte hatten an einer Brücke über die Ringbahn Feuer gelegt.

Auf der Brücke liegen Fernwärmeleitungen und andere Versorgungsleitungen. Das Feuer sei erheblich gewesen, sagte Olaf Weidner, Sprecher von Stromnetz Berlin am Vormittag.

Die Fußgängerbrücke wenige Meter weiter wurde nicht beschädigt. Nach Polizeiangaben mussten die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in der Kopenhagener Straße vorübergehend ihre Wohnungen verlassen. Gegen 3.45 Uhr sei das Feuer gelöscht gewesen.

Betroffen vom Stromausfall ist ein "zentraler Teil von Prenzlauer Berg" - Teile der Schönhauser Allee, der Danziger Straße, die Gegend um den Jahnsportpark, die Eberswalder Straße und jeweils angrenzenden kleineren Straßen, sagte Weidner. Auch mehrere Ampeln in der Umgebung fielen aus. 

Die Feuerwehr wurde gegen 3 Uhr früh alarmiert. Die Brücke stand komplett in Flammen, wie die Polizei mitteilte. Nach den Löscharbeiten untersuchten Brandexperten der Kriminalpolizei und des Staatsschutzes den Tatort.

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Noch ist offen, ob der für extremistische Taten zuständige Staatsschutz im Landeskriminalamt die Ermittlungen übernimmt. Eine unpolitische Brandstiftung oder eine fahrlässige, also versehentliche Brandstiftung, sind ebenfalls möglich. 

Die Technik der Deutschen Bahn war nicht betroffen, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Nur während der Löscharbeiten musste der Verkehr unter der Brücke kurzzeitig eingestellt werden auf den Gleisen der S-Bahn und der Fernbahn. 

Mehrere Brandanschläge in den vergangenen Jahren

Seit 2011 hatte es mehrere Brandanschläge auf die technische Infrastruktur der Bahn gegeben. Zu den Taten hatten sich unterschiedliche linksextremistische Gruppen im Internet bekannt.

In den Bekennerschreiben hatten die Täter regelmäßig die Namen isländischer Vulkane genommen, wie Hekla oder Grimsvötn. Das Schreiben zum ersten Anschlag war mit „Das Grollen des Eyjafjallajökull“ unterzeichnet. Polizeiintern wurden die Täter als „Vulkanier“ bezeichnet. 

Nach einer mehrjährigen Pause hatte es 2018, 2019 und 2020 wieder Anschläge gegeben. 2018 gab es einen ähnlichen Anschlag wie am Sonnabend: An der Charlottenburger Mörschbrücke wurden Stromleitungen angezündet. 6000 Haushalte hatten Stundenlang keinen Strom.  Der letzte ist exakt ein Jahr her: Eine „Feministisch-Revolutionär-Anarchistische-Zelle“ wollte mit dem Anschlag auf Kabel der Bahn gegen die Räumung des Hauses Liebigstraße 34 protestieren. 

Eine Selbstbezichtigung zur aktuellen Tat wurde bislang nicht veröffentlicht. Am Sonnabend ruft die linksextremistische Szene zu einer Demonstration gegen die Räumung des "Köpi"-Wagenplatzes auf. 

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Kein Täter wurde bislang gefasst. Bei den Anschlägen auf Kabel der Bahn haben der oder die Täter jeweils mit wenig Aufwand massive Auswirkungen verursacht. Teilweise fuhren tagelang keine Züge, auch das Mobilfunknetz war getroffen worden. 

Die Polizei vermutet seit Jahren, dass mindestens einer der Täter Insiderkenntnisse vom Bahnbetrieb haben muss, da immer die entscheidenden Knoten getroffen wurden.

Auch am Sonnabend war der Schaden wieder erheblich. Nach Angaben des Stromnetz-Sprechers wurde mit der Reparatur erst am Vormittag begonnen. Die Feuerwehr hatte den Brand gegen 4 Uhr gelöscht, anschließend suchte die Kripo lange nach Spuren. 

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Gewerkschaft der Polizei: "Das ist keine politische Meinungsäußerung"

Die Polizei setzte eine spezielle Aufbauorganisation ein, um die Lage in der Nacht zu beobachten, den Einsatz zu koordinieren und bei möglichen weiteren Taten schnell reagieren zu können.

Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, twitterte: „Das ist keine politische Meinungsäußerung. Wer Brandanschläge auf wichtige Bestandteile unserer Infra- und Versorgungsstruktur verübt, handelt absolut sinnfrei und greift unser demokratisches Zusammenleben an. Diese extremistischen Anschläge fordern vielleicht keine Menschenleben, sind aber dennoch ein perfider Versuch zu destabilisieren, was man nicht kleinreden sollte.“ (mit dpa)

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