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Polizei & Justiz: Tram-Unfall: Fahrer war nicht schuld

Opfer wurde überrollt Kripo beendet Ermittlung

Ein technischer Defekt oder ein Fehlverhalten des Fahrers ist offenbar nicht der Grund für den tödlichen Straßenbahn-Unfall am Freitag. Die Polizei gab die beiden Waggons noch am Freitag wieder frei. Normalerweise werden Fahrzeuge beim kleinsten Hinweis auf eine Unregelmäßigkeit beschlagnahmt. Die Kripo ermittelt auch nicht gegen den Fahrer.

Wie berichtet, war ein 49-jähriger Mann am Freitag gegen 13 Uhr beim Einsteigen in eine Bahn an der Möllendorffstraße in Lichtenberg getötet worden. Der Mosambikaner hatte an der Haltestelle lange auf der Bank gesessen, versuchte aber im letzten Moment, mitzufahren, sprang auf die Tram auf und wollte die sich schließende Tür aufhalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bahn bereits „abgeklingelt“, also das Zeichen zur Abfahrt gegeben. Der Mann soll sich die Hand eingeklemmt haben. Als der Zug losfuhr, gelang es ihm zwar, sich zu befreien, doch dabei stolperte er und stürzte zwischen Bahnsteig und Waggon. Der Mann war sofort tot. Zum Zeitpunkt des Unfalls war er stark betrunken. Neben der Leiche wurden die Scherben der Schnapsflasche gefunden, die das Opfer noch in der Hand gehalten haben soll.

Der Fahrer der Bahn hatte von all dem nichts bemerkt. Das Unglück hatte sich im Anhänger abgespielt. Selbst die Fahrgäste im Waggon sollen das Geschehen nicht mitbekommen haben, niemand hatte die Notbremse gezogen. Der Fahrer wurde mehrere hundert Meter weiter gestoppt; er erlitt einen Schock.

Der Türschließmechanismus hat nach Angaben der BVG funktioniert; er war sofort überprüft worden. Die Türen der Tatra-Straßenbahn lassen sich nicht schließen, wenn Gegenstände von mehr als fünf Zentimetern Breite eingeklemmt sind. Trotzdem will die BVG am Montag mit der Aufsichtsbehörde das Fahrzeug noch einmal begutachten.

In diesem Jahr war dies der sechste tödliche Unfall mit Straßenbahnbeteiligung in Berlin. Die fünf anderen Opfer hatten die Bahn beim Überqueren der Gleise übersehen. Zuletzt war am Dienstag eine 73-jährige Frau gestorben, die in der Berliner Straße in Pankow von einer Bahn erfasst worden war. Nach den ersten drei tödlichen Unfällen im Frühjahr hatte es eine Debatte um die Sicherheit gegeben. Die Polizei hatte eine grellere Lackierung von Straßenbahnen gefordert. Die BVG hatte zugesagt, die Front der Tram nicht mehr mit Werbung zu bekleben, damit die gelbe Lackierung zu sehen ist.

In Potsdam war im September ein Straßenbahnfahrer zu fünf Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Ein stark betrunkener 17-Jähriger war beim Versuch, in den anrollenden Zug zu springen, überrollt worden. Die Türen waren offen, weil der Fahrer die Automatik entgegen der Vorschrift abgeschaltet hatte.

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