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22.05.2023, Berlin: Prinz Edward, Herzog von Edinburgh, besucht gemeinsam mit Bettina Stark-Watzinger (3.v.l., FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Katharina Günther-Wünsch (l, CDU), Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie und amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die Schule am Schillerpark in Berlin-Wedding, die das Programm ·Duke of Edinburgh·s International Award· für ihre Schüler anbietet und unterhält sich dort mit Schülerinnen und Schülern. Das Jugendprogramm, das den Herzogstitel des Bruders des britischen Königs im Namen trägt, wurde ursprünglich von seinem Vater in den 1950ern gegründet. Damit sollen junge Menschen herausgefordert werden, sich ehrenamtlich zu engagieren, neue Fähigkeiten zu entwickeln, sportlich aktiv zu sein, sowie Zusammenarbeit und Durchhaltevermögen zu lernen. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Prinz Edward ehrt Weddinger Schüler: Duke Award vermittelt Jugendlichen Freude am Lernen

Eifert da einer seinem Bruder nach? Wenige Wochen nach der Visite von König Charles III. besucht auch dessen Bruder Prinz Edward Berlin. Als Schirmherr des Duke Awards ehrt Prinz Edward Schüler der Schule am Schillerpark im Wedding.

Die Royals verleihen einen Preis für nicht-formale Bildung? Für den einen oder anderen mag es schwer vorstellbar sein, aber das konventionsgebundene englische Königshaus hat ein Herz für reformistische Erlebnispädagogik - und das bereits seit den 1950er Jahren. 

Unter dem Motto „Du kannst mehr, als du glaubst!“ verleiht Prinz Edward, der Bruder von König Charles III., den Duke of Edinburgh’s International Award an Jugendliche für Leistungen und Fähigkeiten, die das klassische Schulsystem nicht honoriert, die aber auf die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung vorbereiten.

Die Preisträger

Ausgezeichnet werden in diesem Jahr auch 20 Schüler der Schule im Schillerpark im Wedding. Zusammen mit Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Berlins neuer Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) besuchte Prinz Edward, der als Schirmherr des Preises fungiert, die Schule der diesjährigen Preisträger. Im Anschluss wurde der Duke Award im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) in der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel verliehen.

Unter den geehrten Schüler der Integrierten Sekundarschule im Wedding sind Abdul, Mona, Mustafa und Bissam. Abdul arbeitete in ehrenamtlich in einem Seniorenheim und wagte sich an eine persönliche Herausforderung heran: Lernen, Fahrrad zu fahren. Begleitet von seinen Freunden legte der Jugendliche in zwei Tagen 50 Kilometer zurück, an deren Ende er nicht nur Fahrrad fahren konnte, sondern sich auch selbst weiterentwickelte: „Früher war ich schüchtern, jetzt bin ich offener geworden. Ich kann Gespräche wie aus dem Nichts anfangen“, sagt Abdul über seine Erfahrung.

Wir haben unsere Stärken ausgetestet und uns beigebracht, dass wir alles schaffen können.

Bissam, Schüler an der Schule am Schillerpark

Auch die 17-Jährige Mona blickt auf prägende Erlebnisse zurück. Während des Lockdowns organisierte sie mit Freunden eine Essensausgabe für Obdachlose am Leopoldplatz. Ihr Freund Mustafa sagt: „So etwas habe ich vorher noch nie gemacht. Es hat mich berührt zu sehen, wie dankbar die Obdachlosen für das Essen waren.“ Der danebenstehende Bissam ergänzt stolz: „Wir haben unsere Stärken ausgetestet und uns beigebracht, dass wir alles schaffen können.“

Was den Duke Award besonders macht

Spektakulär müssen die Leistungen der Teilnehmenden deswegen aber keineswegs sein. Mit dem Duke Award werden 14 bis 24 Jahre Menschen ausgezeichnet, die sich im Rahmen des Programms über mehrere Monate ehrenamtlich engagieren, ein eigenes Talent erkennen und fördern, sich sportlich betätigen und an Expeditionen teilnehmen.

Mit dem Preis soll sichtbar gemacht werden, was im Schulsystem häufig in den Hintergrund tritt, wie Vanessa Masing, Vorständin des Duke Awards in Deutschland betont: „Die Erfolge der Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Duke Award gesehen und gefeiert werden. Der Preis ist aber nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein Ansporn, sich immer mehr zuzutrauen und seinen Träumen zu folgen.“

„Die Erfolge der Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Duke Award gesehen und gefeiert werden.

Vanessa Masing, Vorständin des Duke Awards in Deutschland

Inspiriert von deutschem Erlebnispädagogen

Damit folgt der Duke Award den Prinzipien der Erlebnispädagogik von Kurt Hahn. Der gründete in der Weimarer Republik Schulen, in denen er seine Schüler zu Mitgefühl, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung erziehen sollten. Als der jüdische Pädagoge nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ins Exil nach England floh, gründete er auch dort Schulen.  Einer seiner berühmtesten Schüler war Prinz Philipp, der später Queen Elizabeth II. heiratete. Geprägt von Hahns Erlebnispädagogik rief dieser, benannt nach seinem Adelstitel, 1957 den Duke Award aus. Nach dem Tod Prinz Philipps hat nun dessen Sohn Prinz Edward die Schirmherrschaft des Preises übernommen.

Ministerin stellt sich hinten an

Seinen zweitägigen Besuch in Deutschland nutzt der 59-Jährige auch dafür, den Preisträgern seine königliche Ehre zu erweisen. Eine Geste, für die sich Bildungsministerin Stark-Watzinger bedankt, schließlich sind Royals an der Schule im Schillerpark doch eher eine Seltenheit. 

Seit 2017 nimmt die Schule am Schillerpark am Duke Award teil, ließ Lehrkräfte weiterbilden und blickt mittlerweile auf vier Generationen von Duke-Absolventen. Keine Selbstverständlichkeit an der unterbesetzten „Brennpunktschule“, wie Schulleiter Roland Fischer im Gespräch mit Prinz Edward sagt.

Der reagiert gelassen auf den Trubel, den die zahlreichen Pressevertreter an der Schule auslösen, und nimmt sich Zeit für alle Duke Award Teilnehmer. Als sich der Prinz in der Küche mit Schülern an einem von ihnen betriebenen Waffelstand verquatscht hat, müssen selbst Senatorin Günther-Wünsch und Ministerin Stark-Watzinger länger als geplant auf ihre Waffeln warten. Die beiden Frauen nehmen es mit Humor, Royals gehen heute vor.

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