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Privilegien: Lehrerverband erwartet wieder Verbeamtungen

In Berlin wird die Verbeamtung von Lehrern wieder zum Thema. Angesichts der drohenden Engpässe auf dem Stellenmarkt mehren sich die Stimmen, die mit einer erneuten Verbeamtung in der kommenden Legislaturperiode rechnen.

In Berlin wird die Verbeamtung von Lehrern wieder zum Thema. Angesichts der drohenden Engpässe auf dem Stellenmarkt mehren sich die Stimmen, die mit einer erneuten Verbeamtung in der kommenden Legislaturperiode rechnen. Der Schritt gilt allerdings als so unpopulär, dass sich bisher nur die CDU dazu bekennen will, die sich den Beamten traditionell besonders verbunden fühlt.

„In diesem Jahr schaffen wir es vielleicht noch so, aber 2012 droht das Chaos, weil Brandenburg dann massiv Lehrer braucht und mit Verbeamtung wirbt“, sagt ein Experte für den Berliner Lehrermarkt, der namentlich nicht zitiert werden will. Er ist sicher, dass die nächste Landesregierung wieder verbeamten wird, um auf dem bundesweiten Arbeitsmarkt konkurrieren zu können. Dafür spreche auch, dass Beamte pro Jahr zunächst rund 15 000 Euro preiswerter seien, weil für sie keine Beiträge für Renten- und Arbeitslosenversicherung entrichtet werden müssten. Auf dieses Geld werde der nächste Senat kaum verzichten wollen angesichts des immer geringer werdenden finanziellen Spielraums im bankrotten Berlin.

„Es läuft auf eine erneute Verbeamtung der Lehrer nach den Wahlen im Herbst hinaus“, ist sich deshalb Helge Dietrich vom Verband Bildung und Erziehung sicher. Entsprechende Hinweise habe er schon bekommen – „auch aus der Regierungskoalition“.

Offen zugeben will das allerdings niemand. Linkspartei und SPD betonen, mehrheitlich gegen die Verbeamtung von Lehrern zu sein. „Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir aber für Angestellte noch mehr Anreize schaffen“, sagen übereinstimmend die Bildungspolitiker von Koalition, Grünen und FDP. Die GEW schlägt vor, den angestellten Lehrern ein paar Unterrichtsstunden zu erlassen, um ihren Status attraktiver zu machen. Allerdings würde auch das erheblich Mehrkosten verursachen. GEW-Chefin Rosemarie Seggelke „kann sich vorstellen, dass die Verbeamtung der Lehrer nach den Wahlen wieder Thema wird, zumal die SPD in dieser Frage schon öfter eingeknickt ist“. Seggelke bevorzugt allerdings den Angestelltenstatus und geht im übrigen davon aus, dass in Berlin „schon in zehn Jahren das Geld nicht mehr für die Pensionszahlungen reichen wird“.

Die Politik hat nicht mehr viel Zeit, um eine Lösung zu finden, wie sie die Lehrer an Berlin binden kann. Das Brandenburger Bildungsministerium bestätigt, dass es 2012 „rund 400 Lehrer braucht“. Schon 2010 waren dort weit mehr als 100 Berliner Lehrer verbeamtet worden. Auch andernorts wird es eng. Laut einer Studie des Essener Bildungsexperten Klaus Klemm werden bundesweit die Lehrer knapp. Dem Tagesspiegel sagte er, dass es für Berlin schwierig werden dürfte, in der Konkurrenz mit Städten wie Hamburg zu bestehen. Die Politik müsse sich einiges einfallen lassen, um Lehrer ohne Verbeamtung halten zu können.

Die Bildungsverwaltung teilte gestern mit, dass 120 Bewerbungen aus Bayern vorlägen, wo es derzeit einen Überhang an Junglehrern gebe. Zudem seien aktuell über 800 Onlinebewerbungen eingegangen vor. Erfahrungsgemäß sind darunter allerdings viele Seiteneinsteiger ohne Lehrbefähigung. Als Mangelfächer gelten laut Bildungsverwaltung zurzeit neben Mathematik und Naturwissenschaften sonderpädagogische Fachrichtungen, Fremdsprachen, Musik und Kunst.

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