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Berlin: Reiseführer auf Reisen

Die Karten- und Buchhandlung Schropp zieht um Auch Starick verliert seine Räume in Mitte

Gleich zwei traditionsreiche Buchhandlungen verlieren bald ihre Räume: Berlins bekanntestes Landkarten- und Reiseführergeschäft Schropp muss seine Räume in der Potsdamer Straße Ende Oktober verlassen. Und die Buchhandlung Starick am Rosenthaler Platz in Mitte muss zum Jahresende ausziehen. Während Schropp einen neuen Standort sucht, hat Margrit Starick die Hoffnung auf einen Verbleib nicht aufgegeben. Sie überlegt, ihren Laden um ein Café zu ergänzen.

Bei Schropp läuft der Mietvertrag aus. Das Haus mit der Nummer 129 sei zwangsversteigert worden, sagt Regine Kiepert, die das Geschäft seit 30 Jahren betreibt. Nun sei ein Hotel geplant, „und da wäre der Laden wohl die Lobby“. Ein zentral gelegenes und bezahlbares Domizil fand sich bislang nicht, eine erhoffte Alternative in der Uhlandstraße „geht für fast den doppelten Preis an eine Spielhölle“.

Diese Wendung ist neu in der 266-jährigen Firmengeschichte. 1742 erhielt Simon Schropp von König Friedrich II. die Erlaubnis, mit Landkarten zu handeln. Rund 100 Jahre später kam Baedekers erster Reiseführer hinzu. Schropp wuchs und wanderte und erstand nach 1945 aus Ruinen wieder auf. Weil man 250 Quadratmeter brauche, seien viele Ladenlokale zu klein, sagt Kiepert. Manchmal fragen sie und ihre sieben Angestellten auch Kunden nach Tipps. Aber selbst Klaus Wowereit hatte keinen, als er im Sommer eine Karte von Ibiza kaufte.

Für Regine Kiepert, die sich noch „insolvenzgeschädigt“ fühlt nach der Pleite der von ihrem Großvater gegründeten Buchhandlung vor sechs Jahren, steht nur fest, dass es weitergeht. Der Umzug sei an einem Wochenende zu schaffen, werde aber rund 100 000 Euro kosten, was Kredite nötig mache. „Wir müssen also hinterher mehr erwirtschaften, um den Kredit zurückzuzahlen.“ Hunderte Kunden trugen sich in eine Liste ein, um per E-Mail auf dem Laufenden zu bleiben. Nur ist die Chefin nach der Besichtigung Dutzender ungeeigneter Objekte etwas ratlos. „Ein reicher Mäzen wäre schön“, sagt sie halb im Spaß und halb im Ernst.

Unterstützung sucht auch Margrit Starick: Sie möchte mit einem Cafébetreiber ins Gespräch kommen, der Teile des 175-Quadratmeter-Ladens am Rosenthaler Platz bewirtschaften könnte. Der Hauseigentümer habe gekündigt, um die Miete „um mehr als 50 Prozent zu erhöhen“, sagt sie. So viel könne man alleine nicht zahlen, zumal die Fläche wegen gesunkener Umsätze ohnehin zu groß geworden sei. Der Vermieter verhandele nun mit einer Café-Filialkette. Da sie „schlecht loslassen kann“, erwägt die 63-Jährige, die Buchhandlung selbst mit einem Café zu verbinden; leider habe sie aber keine Gastronomie-Erfahrung.

Das Geschäft war in der DDR als Heinrich-Heine-Buchhandlung bekannt, 1991 übernahmen es Margit Starick und ihr Ehemann Gerd Gerlach. Vier Mitarbeiter müssen um ihre Jobs fürchten. Nicht bedroht ist die Filiale in Schmargendorf. Der dortige Vermieter einer Ladenzeile „legt Wert auf die Mischung“, lobt Starick, und gebe sich mit einer bezahlbaren Miete zufrieden. Stefan Jacobs/Cay Dobberke

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