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Berlin: Riesenglück bei Bruchlandung des Rosinenbombers Maschine kommt auf Schönefelder BBI-Baustelle kurz vor vollem Bus zum Stehen. Sieben Personen verletzt – Tragfläche abgerissen

Sieben Personen verletzt – Tragfläche abgerissen

Der historische „Rosinenbomber“ ist am gestrigen Samstagnachmittag bei einer Notlandung kurz nach dem Start auf dem Flughafengelände in Schönefeld schwer beschädigt worden. Bei dem Unglück wurden nach Angaben des Eigentümers „Air Service Berlin“ sieben Menschen leicht verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, dass vier Verletzte sofort in Krankenhäuser gebracht worden waren, der Kopilot mit dem Hubschrauber. Lebensgefahr bestehe bei keinem. Unter den in die Klinik eingelieferten sind auch die zwei weiteren Besatzungsmitglieder neben dem Kopiloten, der Pilot und eine Stewardess. Zudem waren 25 Passagiere an Bord der 1944 gebauten und ausgebuchten Maschine. Drei weitere Passagiere hatten sich ambulant behandeln lassen. Sofort nach dem Unfall waren die Flughafenfeuerwehr und zahlreiche Rettungswagen aus umliegenden Gemeinden ausgerückt.

Die Douglas DC-3 war planmäßig gegen 14.45 Uhr zu einem Rundflug über Berlin gestartet. Dieser sollte etwa 35 Minuten dauern. Einer der Passagiere, der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann aus Stuttgart, berichtete, dass sofort nach dem Start das linke Propellertriebwerk gestottert habe. „Es hat Plopp-plopp gemacht und gequalmt.“ Dann sei eine Alarmsirene ertönt, „da haben wir noch gedacht, alles ist eine Show“. Der Pilot sei sofort in eine scharfe Linkskurve gegangen, daraufhin habe die Maschine hart aufgesetzt und sei etwa 150 Meter weit von einer Wiese bis auf eine Baustraße gerutscht. „Höher als 30 Meter waren wir wohl nicht gekommen“, sagte Kaufmann. „Der Pilot hat das toll gemacht.“

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung wird die Ermittlungen übernehmen, hieß es gestern. Dem Piloten gelang es noch, ein Stück freies Feld auf dem Gelände des im Bau befindlichen Großflughafens BBI anzusteuern, Flughafensprecher Ralf Kunkel sprach von einer „gezielten“ Notlandung. Arbeiter seien nicht in Gefahr gewesen. Bei der harten Landung brach auch das rechte Triebwerk ab, wobei sich laut „Air Service Berlin“-Sprecher Holger Trocha ausgelaufenes Kerosin entzündete. Die Feuerwehr habe die Flammen schnell löschen können.

Der normale Flugverkehr in Schönefeld war kaum betroffen, zwei Maschinen aus Korfu und Valencia, die gegen 15 Uhr landen sollten, wurden nach Tegel umgeleitet. Aus Sicherheitsgründen sei der Flughafen für 15 Minuten geschlossen worden, sagte Kunkel. Ein Flug war auf der Fluginformation im Internet jedoch ganz gestrichen: „DCXXX01“ – denn die DC-3 sollte um 18.15 Uhr zu einem weiteren Rundflug starten.

Mehrere Notärzteteams wurden zum Unglücksort beordert, ebenso zwei Rettungshubschrauber, insgesamt waren 60 Rettungskräfte und Polizisten im Einsatz. Berliner Rettungskräfte waren nicht angefordert worden, hieß es bei der Berliner Feuerwehr. Die unverletzten Passagiere wurden mit einem Bus zurück ins Terminal gebracht.

Glück hatten ebenfalls die Teilnehmer einer Baustellen-Besichtigungstour. Ihr Bus hielt gerade am Ende der neuen Landebahn, als die Maschine zur Notlandung ansetzte. Die DC-3 sei in einer „Schlingerkurve“ zur Erde gesteuert und dann in Richtung Bus gerutscht, berichtete Augenzeuge Marc R. Im Bus mit rund 40 Insassen sei „Panik aufgekommen“, zumal es der Fahrer nicht geschafft habe, loszufahren und den Bus aus der Gefahrenzone zu bewegen. Das Flugzeug sei erst etwa 100 Meter vor dem Bus zum Stehen gekommen, sagte der Zeuge und berichtete von starker Rauchentwicklung. Flughafensprecher Kunkel konnte diesen Vorfall am Abend nicht bestätigen.

Nach Angaben eines Polizeisprechers ist die Maschine stark beschädigt, „aber nicht in 1000 Teile zerschellt“. Eine Tragfläche ist abgebrochen. Laut eines Sprechers von Air Service Berlin kann die Maschine wohl nicht repariert werden. Die Firma wurde 1990 gegründet, verlegte ihren Sitz nach der Schließung von Tempelhof nach Schönefeld. In 600 Metern Höhe fliegt die zweimotorige Maschine tagsüber sowie nachts mit 230 Stundenkilometern in Schleifen über die Wohngebiete der Hauptstadt oder fliegt nach Dresden oder Wolfsburg. Dabei sollen die Passagiere laut Werbung „die große Zeit der Luftbrücke 1948 nacherleben“.

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