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Berlin: Riesenrad läuft nicht rund

Bezirk will Hardenbergplatz komplett umgestalten. Das könnte für die Investoren zum Problem werden

Um das geplante Aussichtsrad am Zoo gibt es große Verwirrung: Weil der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf plant, den Hardenbergplatz komplett umzugestalten, könnte der Bau des Riesenrads gefährdet sein. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) will aus dem Bus- und Autoparkplatz einen „Stadtplatz mit Aufenthaltsqualität“ machen. Autos sollten in einer Tiefgarage verschwinden. Die BVG-Busse sollen allerdings weiterhin dort abfahren dürfen. Derzeit sei der Platz „von Autoblech geprägt“, zudem habe der Zoo einen unbefriedigenden Eingang. Gröhlers Fazit: „Nicht mehr akzeptabel“.

Der Politiker kündigte einen „Runden Tisch“ aller Hardenbergplatz-Anlieger für Anfang Februar an. Gröhler (CDU) sagte gestern, dass er mit „verschiedenen privaten Interessenten Gespräche“ führe, den Hardenbergplatz „ohne öffentliches Geld“ zu verbessern. Namen nannte er nicht. Würde der Hardenbergplatz umgebaut, würden die ohnehin komplizierten Verkehrsverhältnisse am Standort des Riesenrads mit voraussichtlich täglich hunderten Reisebussen noch verschärft.

Die Stadtentwicklungsverwaltung hatte zuvor den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf aufgefordert, sich stärker in die Planung einzubringen. Behördensprecherin Manuela Damianakis erklärte, es habe sich um einen „planerischen Hinweis“ gehandelt. Im Nachrichtenmagazin „Focus“ wurde eine Behördensprecherin gar mit der Aussage zitiert, dass die Planung „von vorn beginnen könnte“. Diese Aussage stamme nicht von ihr, sagte Damianakis. Experten befürchten, dass damit das Riesenradprojekt torpediert werden könnte. Baustadtrat Gröhler selbst sieht das Projekt aber nicht gefährdet. Eine Planungsverzögerung wäre insofern brisant, als das 120-Millionen-Euro-Projekt über einen Immobilienfonds finanziert werden soll, dessen Anleger auf baldige Rendite hoffen.

Die Notwendigkeit der Aufforderung ist unklar, denn die Bezirke Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf arbeiten längst eng zusammen, wie Bezirkspolitiker und der Projektentwickler Michael Waiser bestätigten. Das vom Land bereits an die Investoren verkaufte Areal des heutigen Zoo-Wirtschaftshofes befindet sich zwar in Mitte, wird aber von Charlottenburg-Wilmersdorf fast umschlossen. Den Hintergrund der Aufforderung konnte sich gestern keiner der Beteiligten erklären. „Charlottenburg-Wilmersdorf ist doch längst beteiligt, wir haben ja eine gemeinsame Planungsgruppe gebildet“, sagte Projektentwickler Michael Waiser.

Insider vermuten, dass der seit November pensionierte Senatsbaudirektor Hans Stimmann das von ihm unerwünschte Rad am Zoo behindern könnte. Stimmann erklärte gestern, er habe sich in der vergangenen Woche bei einer Preisverleihung in der Technischen Universität (TU) offiziell als Gegner geoutet. Die TU erneuerte gestern bei einer Abstimmungskonferenz aller Beteiligten, dass das Rad „da nicht hinpasst“. Die TU habe sich darauf verlassen, dass sie sich auf dem Areal ausbreiten könne. Scharf kritisierte Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) gestern die TU. Er forderte den Senat auf, „die TU einzufangen“. Es könne nicht angehen, dass eine Universität des Landes das Aussichtsrad torpediere, sagte der CDU-Politiker. Bei der Stadtentwicklungsverwaltung hieß es, es sei das „gute Recht der TU“, das Projekt abzulehnen.

Nachdem in der vergangenen Woche die Investoren des Konkurrenzprojektes am Ostbahnhof ihr Vorhaben stoppten, ist der Zoo der einzig verbliebene Standort.

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