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Schlamperei: S-Bahn-Räder zehn Jahre lang nicht geprüft

Vor einer Woche musste die Berliner S-Bahn eine komplette Baureihe aus dem Verkehr ziehen. Dahinter steckt jahrelange Schlamperei. Das Eisenbahn-Bundesamt meldet erneut schwere Versäumnisse - und ist "betroffen".

Hinter der jüngsten Wartungspanne der S-Bahn steckt eine zehn Jahre währende Schlamperei. Nach Auskunft des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) hatte sich die S-Bahn bereits im Jahr 2000 verpflichtet, die Räder der Baureihe 485 alle 80 000 Kilometer mit Wirbelstrommessungen zu prüfen, um mögliche Schäden frühzeitig zu entdecken. „Nach momentanem Erkenntnisstand muss man davon ausgehen, dass das zu keinem Zeitpunkt geschehen ist“, sagte EBA-Sprecher Ralph Fischer am Freitag. Es habe nur Sichtprüfungen gegeben. „Wir sind betroffen und überrascht, dass sich noch einmal solche Probleme offenbart haben.“

Die Züge der Baureihe 485 waren am Freitag vor einer Woche wegen der Mängel aus dem Verkehr gezogen worden. Nach dem weitgehenden Zusammenbruch des Betriebes wegen nicht gewarteter Bremsen an der Baureihe 481 hatte die Bahn im Herbst angekündigt, sämtliche Werkstattabläufe zu überprüfen. „Diese Aufarbeitung für die Baureihe 485 läuft noch“, sagte ein Bahnsprecher. Offenbar wurden einige Versäumnisse deshalb über Jahre nicht bemerkt, weil es keine korrekte Dokumentation der Arbeiten gab. Die betroffenen Züge stehen noch immer auf dem Abstellgleis.

In einer gemeinsamen Erklärung bezeichneten es die Verkehrspolitiker von SPD, Linken und Grünen am Freitag als „Affront gegen das Parlament“, dass Bahnchef Rüdiger Grube ein vereinbartes Gespräch abgesagt habe und stattdessen erneut den Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg vorschicke. „Wir haben kein Interesse an weiteren Vertuschungen und falschen Versprechungen seitens der Bahn“, erklärten die Abgeordneten. Nach Auskunft von SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Gaebler hatte Grube den Termin am 23. März selbst vorgeschlagen. Homburg hatte sich mit seinen Auftritten im Verkehrsausschuss schon mehrfach den Zorn der Abgeordneten zugezogen. Stefan Jacobs

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