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Der Vorstand der Charité will das marode Bettenhochhaus sanieren lassen.

© dpa

Sanierungskonzept: Charité-Vorstand kämpft für den alten Bettenturm

Die Klinik will das marode Bettenhochhaus retten und dem Senat ein neues Sanierungskonzept vorlegen: OP-Säle sollen stillgelegt, ganze Etagen vermietet werden.

Die Charité kämpft geschlossen um ihren Stammsitz in Mitte. Nachdem leitende Mediziner des größten Universitätsklinikums Europas in einem Brandbrief den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) davor warnten, einen kleineren Neubau errichten zu lassen statt den Bettenturm zu sanieren, macht nun der Charité-Vorstand einen Vorstoß zur Rettung des maroden Hochhauses.

Nach Tagesspiegel-Informationen will Klinikchef Karl Max Einhäupl die Sanierung des alten Bettenhauses in der Aufsichtratssitzung am Freitag verteidigen: Der 21-geschossige Turm soll zwar komplett modernisiert werden, allerdings einige der teuren Operationssäle verschwinden. Insider berichten, dass ohnehin nicht alle OP-Tische ausgelastet seien.

Im Bettenhaus könnten ganze Etagen geräumt und anschließend an Unternehmen vermietet werden. Der Vorschlag kommt überraschend, denn klinikintern hatte man sich schon darauf eingestellt, den Turm für einen kleineren Neubau aufzugeben. Der Vorstand greift damit Ideen auf, die ähnlich schon 2007 diskutiert worden sind. Damals wurde erwogen, das Gebäude um sieben Stockwerke zu erhöhen. Das mit 82 Metern sichtbare Wahrzeichen wäre dann 105 Meter groß geworden. Die Zusatzräume sollten Pharmafirmen mieten.

Nun könnten einige der bestehenden 21 Etagen, die derzeit Krankenbetten und Technik beherbergen, von Firmen genutzt werden. Charité-Sprecherin Stefanie Winde äußerte sich dazu nicht: "Wir sprechen am Freitag mit dem Aufsichtsrat und hoffen auf eine baldige Einigung." Die ist nötig, die Stimmung ist schlecht: Personalräte sprachen bei einer Betriebsversammlung im großen Hörsaal am Mittwoch von "Machtspielen zwischen Klinik und Politik", und beschwerten sich, dass die Beschäftigten zuletzt über die Zukunft des Hauses informiert würden.

Für die verschuldete Charité, die 2009 knapp 20 Millionen Euro Verluste machte, hatte der Senat im Juni 330 Millionen Euro freigegeben. Als Sparbeitrag sollen 500 der 3200 Betten gestrichen werden – unbestätigten Angaben zufolge möglichst in Mitte und nicht in den Charité-Häusern in Steglitz und Wedding.

Zur Sparvorgabe des Senats sagte Carsten Becker vom Personalrat: "Wer gute Medizin will, der muss sie auch finanzieren." Mit dem neuen Konzept kommt die Charité dem Senat entgegen. "Es gibt dann fast 500 Betten weniger hier", sagte ein führender Mitarbeiter im Bettenhochhaus. Da die Charité mehrere Baustellen hat, sind ohnehin nur 160 Millionen Euro für einen Neubau oder die Sanierung des Bettenturms verfügbar: 86 Millionen Euro sind für die Vorklinik in Mitte vorgesehen, 20 bis 50 Millionen Euro sollen in Steglitz, rund fünf Millionen in Wedding investiert werden.

An der Versammlung am Mittwoch nahmen auch Grünen-Chef Volker Ratzmann und SPD-Wissenschaftsexperte Lars Oberg teil. Zuletzt hatte es unter Ärzten geheißen, der SPD-geführte Senat wolle "die Charité als Krankenhaus in Mitte abwickeln", was die zuständigen Senatoren dementierten: Im Aufsichtsrat, der letztlich entscheidet, sitzt Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD), Vorsitzender ist Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD).

Aus Senatskreisen hieß es zum neuen Vorschlag, beim "ständigen Hin und Her" werde es am Freitag sicher keine Entscheidung geben. Der Klinikvorstand wirke "nicht gerade vertrauensbildend". Über die Klinik wird seit Jahren diskutiert. Ex-Charité-Manager hatten 2002 einen Verkauf des Turmes und eine Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus erwogen.

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