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Hast du Leim und Scher’, bist du Konstrukteur: Die Gedächtnis-Kirche gibt es jetzt als Bausatz

© Aue-Verlag

Schneiden, falten, kleben: Berliner Gedächtniskirche als Kartonbausatz

Die Ruine kennt jeder, aber wie sah nochmal das Original aus? Die Antwort erhält man mit Schere, Messer, Lineal, Klebstoff – und viel Geduld.

| Update:

Hohler Zahn? Na ja, das ist wieder einer dieser Spitznamen, die angeblich in Berlin bekannten Bauwerken oder wie im Falle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche deren Ruine verliehen werden. Immerhin ist er halbwegs zutreffend. Der Stummel des Hauptturms erinnert in der Tat an ein schlecht gepflegtes Gebiss, wie jeder, der ihn kennt, zugeben muss. Und die Ruine auf dem Breitscheidplatz kennt schließlich jeder.

Anders sieht es mit dem intakten Gotteshaus aus, das in der Nacht auf den 23. November 1943 einem Luftangriff zum Opfer fiel. Alte Fotos lösen regelmäßig Erstaunen aus: „Ach, so prächtig sah die Kirche einmal aus?“

Durch einen Wiederaufbau des Baudenkmals, wenn auch nur im Kleinen, kann man dem historischen Gedächtnis jetzt auf die Sprünge helfen. Der Aue-Verlag, der schon Berliner Architekturikonen wie Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor oder Siegessäule im Programm führt, hat jetzt auch die Gedächtnis-Kirche in ihrer ursprünglichen Form als Kartonmodellbausatz herausgebracht, im Maßstab 1:250.

insgesamt 130 Einzelteile

Dem Bausatz wurde auf einer Skala von 0 bis 3 der Schwierigkeitsgrad 2 zugesprochen, wünschenswert ist also eine gewisse Übung im Hantieren mit Schere, Papiermesser, Lineal und Klebstoff. Und Geduld ist von Nöten, um die 130 Einzelteile aus dem Kartonbögen herauszutrennen, zu falzen, zu formen und zusammenzuleimen.

Dem wohnt eine entschleunigende Kraft inne, ein stiller Zwang zur Kontemplation, während das Papiermesser langsam – nur keine ungewollten Schnitzer! – durch den Karton gleitet oder eine Stopfnadel geduldig zwischen zwei Fingern hin- und hergerollt wird, um aus einer Fuge hervorquellenden Klebstoff zu entfernen.

Immerhin wartet die Kirche nicht mit solchen Geduldsproben wie der Reichstag auf, bei dem die gleiche Säule 22 mal gerollt und verklebt werden muss und 40 millimetergroße Pappteilchen als Attikaschmuck zu verarbeiten sind. Die 80 Erkerchen auf den Dächern des Kirchenschiffs und der Türme wurden zum Glück nur aufgedruckt – der Maßstab zwingt eben zu Kompromissen.

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