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Drei Monate werden im Bahnhof Wittenberge keine ICE oder IC/EC halten.

© Jörn Hasselmann

Fahrt dauert 50 Minuten länger: ICE von Berlin nach Hamburg wird für drei Monate umgeleitet

Die Bahn sperrt eine wichtige Schnellfahrstrecke ab September. Die Züge werden über Stendal umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich um 50 Minuten.

Drei Monate lang sperrt die Bahn die Strecke zwischen den beiden größten deutschen Städten in diesem Jahr. Die Sanierung der Strecke Berlin – Hamburg beginnt am 11. September und soll zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember abgeschlossen sein. 

Der Fernverkehr in die Hansestadt wird in dieser Zeit über Stendal und Uelzen umgeleitet. Die Einschränkungen sind immens: Die Fahrzeit verlängert sich nach Bahnangaben um 50 Minuten – günstiger wird das Ticket deshalb aber nicht. Zudem wird der erst im Dezember eingeführte Halbstundentakt wieder ausgesetzt, mehr als ein ICE pro Stunde passt nicht auf die Umleitungsstrecke.

Diese ist auch 30 Jahre nach der Wende zwischen Stendal und Uelzen noch teilweise eingleisig. Bei der letzten Vollsperrung der Hamburger Bahn verspäteten sich die umgeleiteten ICE teilweise heftig auf der eingleisigen Strecke. Die durchgehenden EC von Hamburg nach Prag beginnen deshalb erst in Berlin. 

Im Nahverkehr müssen Reisende vom Regionalexpress auf den Bus umsteigen. Der berlinnahe Abschnitt bis Nauen mit den Regionallinien RB10 und RB14 ist nicht betroffen. Auf dem RE2 (Cottbus–Berlin–Wittenberge-Wismar) gibt es vielfältige Einschränkungen auf dem Abschnitt nördlich von Neustadt (Dosse) bzw. Karstädt. Als Ersatz fahren Busse. Die veränderten Fahrzeiten sind in der elektronischen Fahrplanauskunft berücksichtigt. 

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Über die Strecke Berlin – Hamburg müssen in den Jahren 2022 und 2023 die ICE von Hamburg nach Süden umgeleitet werden, da die Strecke Schnellfahrstrecke Kassel – Fulda – Würzburg in dieser Zeit saniert werden soll. Auf der Hamburger Bahn werden 200 Kilometer neue Schienen und 24 neue Weichen verlegt, 15.000 Schwellen und 30.000 Tonnen Schotter ausgetauscht. Nach derzeitigem Stand der Planung investiert die Bahn 100 Millionen Euro.

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Obwohl ein weiterer Anstieg der Zug- und Fahrgastzahlen erwartet wird, wird die Strecke nur saniert, aber nicht ausgebaut. So gibt es bislang keine Pläne ein drittes Gleis zu verlegen, was die Kapazität der Strecke erhöhen würde. Derzeit fahren zwischen Hamburg und Berlin 80 Fernzüge, 70 Regionalzüge und 80 Güterzüge.

Letztere werden weiträumig umgeleitet. Zuletzt war die Bahn von privaten Güterunternehmen massiv kritisiert worden, weil sie Strecken zu lange sperrt und auf Umleitungen zum Teil ebenfalls gebaut wurde. 

Die Strecke über Wittenberge und Luwigslust in die Hansestadt ist Ende 2004 für Tempo 230 ausgebaut worden. Bereits fünf Jahre später musste die Vorzeigestrecke wieder voll gesperrt werden - drei Monate. Auf mehreren Teilstücken mussten zehntausende Schwellen ausgetauscht werden, Schuld war ein Materialfehler. 

Zuvor war die Strecke nach Hamburg zwischen 1992 und 1997 für zwei Milliarden Euro von Grund auf erneuert, durchgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert worden. Damals wurde aus politischen Gründen die Strecke aber nur für Tempo 160 ausgelegt – weil ja der Transrapid als Schnellverbindung schweben sollte.

Seit die Züge nur noch etwa 100 Minuten brauchen, sind die Fahrgastzahlen enorm gestiegen. 2010 waren es etwa 10.000 pro Tag, 2019 (vor Corona also) bereits 17.000. Bereits im Jahr 2013 hatte die Deutsche Bahn angekündigt, die Zahl der ICE ab 2017 zu verdoppeln – das verschob sich aber: Erst seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 fahren alle 30 Minuten Züge zwischen Berlin und Hamburg - zuvor gab es nur einen Stundentakt.

Ab 27. Mai fährt auch der private Flixtrain wieder auf der Strecke nach Hamburg. Insgesamt investiert die Bahn in diesem Jahr 1,2 Milliarden Euro in Berlin und Brandenburg in die Sanierung alter Gleise und den Bau neuer Strecken. 

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