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Etliche Gymnasien lassen wegen vieler Prüfungen rund zwei Wochen Unterricht ausfallen.

© ddp

Kurzes Schuljahr: Wenig Zeit zum Lernen an Gymnasien

Die frühen Sommerferien verkürzen das zweite Schulhalbjahr extrem, dazu kommen Mehrbelastungen durch das Doppelabitur. Der Mittlere Schulabschluss an Gymnasien steht auf dem Prüfstand.

Mit ungutem Gefühl sind die Gymnasien am Montag in die erste Unterrichtswoche nach den Winterferien gestartet. Auf sie wartet das lang gefürchtete Doppelabitur, das ausgerechnet mit einem extrem kurzen zweiten Schulhalbjahr zusammenfällt: Durch den frühen Beginn der Sommerferien Mitte Juni fehlen rund vier Wochen, so dass für das gesamte Lernpensum nur maximal 75 Tage übrig bleiben, in denen auch noch die Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) untergebracht werden müssen. Zusätzlich überschattet wird die Situation an etlichen Gymnasien durch eine absehbar hohe Zahl von Siebtklässlern, die voraussichtlich das Probejahr nicht bestehen werden.

Die Probleme, die sich aus dem Mini- Schulhalbjahr ergeben, waren absehbar. Seit Monaten debattieren Gymnasien und Verwaltung darüber, wie die Vielzahl an Prüfungen rein organisatorisch bewältigt werden kann. Wie berichtet, fallen an etlichen Gymnasien rund zwei Wochen Unterricht aus, um die Prüfungen leichter organisieren zu können. Überdies weisen die Gymnasien seit Jahren darauf hin, dass der MSA für sie keinen Sinn ergibt, weil das Niveau zu niedrig ist. Allerdings wagte sich die Schulverwaltung bisher nicht an dieses Thema heran. Das könnte bald anders werden: Eine Arbeitsgruppe aus Schulleitern und Vertretern der Bildungsverwaltung hat jetzt einige Modelle entwickelt, die es den Gymnasien ermöglichen könnte, die Doppelbelastung einzuschränken. Nach Informationen des Tagesspiegels wird das druckfrische Papier demnächst Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vorgelegt.

Eines der Modelle sieht vor, dass die Gymnasien bereits im ersten Halbjahr der zehnten Klasse Klausuren schreiben, die die MSA-Kompetenzen abprüfen. Um Kosten zu sparen, würde man allerdings keine zentralen Prüfungen schreiben, sondern nur Klausuren, die für die Parallelklassen einer Schule identisch wären. Ein weiterer Vorschlag lautet, statt drei nur ein oder zwei Klausuren zu schreiben. Zudem wird diskutiert, lediglich die mündliche Präsentationsprüfung des MSA an den Gymnasien beizubehalten und die Versetzung in die elfte Klasse als MSA-Abschluss zu werten.

Während die Gymnasien fast einhellig die MSA-Prüfungen im Frühjahr abschaffen möchten, hegen die Sekundarschulen Bedenken. Sie befürchten, dass der MSA damit in den Ruch käme, eine „Prüfung für schwächere Schüler“ zu sein, und dass der Eindruck verstärkt würde, dass die Gymnasien generell die besseren Schüler haben. Dem Vernehmen nach gibt es in den Leitungsebenen der Bildungsverwaltung denn auch wenig Sympathie für den Vorstoß. „Kein Wunder – schließlich kommt ja auch kein einziger Abteilungsleiter aus dem Gymnasialbereich“, heißt es dazu resigniert seitens der Direktoren.

Die Gymnasien treibt aber noch ein anderes Problem um: Erstmals dürfen sie schwache Siebtklässler nicht mehr nach einem halben, sondern erst nach einem ganzen Jahr in Richtung Sekundarschulen entlassen. Besonders prekär ist dies an Gymnasien, die sehr viele ungeeignete Schüler aufnehmen mussten, weil sie freie Räume hatten. Dem Vernehmen nach gibt es allein am Menzel-Gymnasium (Mitte) etwa 40 Schüler, die wohl im Sommer werden gehen müssen. Bis dahin sollen sie „gefördert“ werden. Nur ist nicht klar, wie das parallel zum Abitur- und MSA-Marathon glücken kann.

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