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In dem Anti-Mobbing-Koffer finden sich viele Unterrichtsmaterialien, Anleitungen für Gruppenübungen und Videofilme zur Mobbing-Prävention.

© dpa

Prävention: Ein Koffer gegen das Mobbing

Mit neuen Unterrichtsmaterialien und Projektwochen gehen Schulen gegen Ausgrenzung vor. Das Thema Cybermobbing beunruhigt Eltern und Lehrer am meisten.

Ausgerechnet die Jüngsten trifft es am häufigsten: 63 Prozent der Erst- bis Viertklässler gaben bei einer Online-Umfrage der Uni Koblenz an, in den vergangenen zwei Monaten unter Mobbing gelitten zu haben. Auch Iven aus Niederschöneweide kann davon berichten. „Die haben mich wegen meines Namens geärgert.“ Das sei typisch, sagt Gudrun Buckwitz vom schulpsychologischen Dienst in Treptow-Köpenick. Mobbing fange meist mit kleinen Sticheleien an. Wenn die Ausgrenzungen zunehmen, wollen die Kinder oft nicht mehr in die Schule gehen, viele reagieren mit Bauchschmerzen oder Schlafstörungen, manche entwickeln sogar Selbstmordgedanken.

So weit ist es bei Iven zum Glück nicht gekommen. Der Junge geht in die fünfte Klasse der Grundschule an der Alten Feuerwache im Bezirk Treptow-Köpenick. Zusammen mit seinen Mitschülern hat er bei einer Anti-Mobbing-Woche mitgemacht. „Wir haben uns selbst Regeln aufgestellt, und jetzt sind alle netter zueinander“, sagt er. Grundlage des Trainings war der sogenannte „Anti-Mobbing-Koffer“, der von der Bildungsverwaltung zur Verfügung gestellt wurde. Über 2000 solcher Koffer können seit einem Jahr bei Lehrerfortbildungen und Projektwochen eingesetzt werden. Allein im Bezirk Treptow-Köpenick haben sich von 45 Schulen schon 41 an dem Programm beteiligt.

Ein Zeichen, welch große Rolle das Thema im Schulalltag spielt. In Berlin wurden im laufenden Schuljahr bisher 71 Fälle von Mobbing gemeldet, doch nicht jeder Vorfall wird der Bildungsverwaltung angezeigt. Im Jahr zuvor waren es mit 93 Meldungen deutlich mehr – das hing mit der Cybermobbing-Welle und der Lästerplattform Isharegossip zusammen, die mittlerweile gesperrt ist. Dennoch beunruhigt das Mobbing im Internet, also Gerüchte und Beleidigungen, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, Lehrer und Eltern am meisten. „Im Klassenraum können Lehrer mitbekommen, wenn etwas schiefläuft. Doch was im Internet passiert, entzieht sich der Kontrolle“, erklärt Psychologin Buckwitz. Umso wichtiger sei deshalb Prävention. Geeignet seien Projekttage am Anfang eines Schuljahres, weil so das Gruppengefühl verbessert werde. Und am besten, bevor die Kinder in die Oberschule wechseln, damit sie für die neue Situation gestärkt sind, und wissen, wie man sich wehren kann. Sylvia Vogt

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